Kettensägen-Massaker bei den Gartenschauen

Kritiker beklagen die Naturzerstörung und die immense Kosten für die Kommunen - auch München zahlte 12 Millionen drauf
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Kritiker beklagen die Naturzerstörung und die immense Kosten für die Kommunen - auch München zahlte 12 Millionen drauf

SCHWERIN/KITZINGEN Man rechnet mit Millionen von Besuchern. Alles grünt und blüht. Doch wenn die Bundesgartenschau 2009 diesen Donnerstag in Schwerin ihre Pforten öffnet, wird nicht alles eitel Sonnenschein sein. Denn sowohl Naturschützer als auch Steuerzahler führen Klage.

In Schwerin zum Beispiel wurden im Schlosspark mehr als 200 alte Linden gefällt. Sie waren nach Veranstalterangaben „nicht standortgerecht“. Zwar wurden die mächtigen Bäume durch neue ersetzt, „doch die haben längst nicht die optische Wirkung oder auch nur eine annähernde CO2-Bilanz“, klagt Arndt Müller vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern.

Ebenfalls nicht nachvollziehbar ist für Müller, dass für die Buga ein Entwässerungsgraben mitten durch ein geschütztes Moorgebiet gezogen wurde. Für Kritiker der Gartenschauen haben die rabiaten Eingriffe in die Natur System.

In der ARD-Sendung „Kontraste“, die sich jüngst mit dem Thema beschäftigte, sagte der Landschaftsarchitekt Jürgen Milchert: „Die Buga schafft es meist nicht, Belange des Naturschutzes einzubringen, weil sie von einem ganz anderen Bild von Natur ausgeht. Es geht den Buga-Machern nicht darum, Altes zu entwickeln. Sondern man glaubt zeigen zu müssen, wie schnell in kurzer Zeit Neues geschaffen werden kann.“

Künstliche Blumenareale statt natürlicher Landschaften, das wird auch vor der für 2011 geplanten Gartenschau im bayerischen Kitzingen angeprangert.

Der Kitzinger Wolfgang G. Runte beklagt in einem offenen Brief an den bayerischen Umweltminister Markus Söder: „In reizvoller Flussaue fiel in Kitzingen eine bereits existierende Parklandschaft mit einer ca. 40-jährigen Pappelallee aus über 50 Bäumen den Kettensägen zum Opfer. Insgesamt mussten für das Projekt... 254 Bäume weichen.“

Es gibt auch finanzielle Bedenken gegen die Gartenschauen – sie haben häufig Schuldenberge hinterlassen. Der Geschäftsführer des Deutschen Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel: „Die großen Gartenbauverbände wollen diese Schauen – weil ihre Mitgliedsbetriebe von den Aufträgen erheblich profitieren. Die Risiken bleiben aber allein bei der öffentlichen Hand hängen.“ München kann davon ein Lied singen: Die Buga 2005 riss ein Loch von 12 Millionen Euro in die Stadtkasse. Michael Heinrich

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