Keine Ausbildung mehr auf der Gorch Fock: Ein letztes Ahoi

Vorläufiges Ende einer Ära: Nach dem jüngsten tödlichen Unfall auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ wird die Offiziersausbildung an Bord ausgesetzt – das Konzept wird überarbeitet.
von  Abendzeitung
Die Gorch Fock setzt ihren Weg nach Buenos Aires mit der Stammbesetzung fort, um später das Kap Hoorn zu umfahren
Die Gorch Fock setzt ihren Weg nach Buenos Aires mit der Stammbesetzung fort, um später das Kap Hoorn zu umfahren © dpa

GLÜCKSBURG/KIEL - Vorläufiges Ende einer Ära: Nach dem jüngsten tödlichen Unfall auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ wird die Offiziersausbildung an Bord ausgesetzt – das Konzept wird überarbeitet.

„Die Entscheidung ist gefallen“, steht auf der Internetseite der Gorch Fock. Nach dem tödlichen Unfall einer jungen Soldatin Anfang November sollen in den nächsten Monaten keine Offiziersanwärter mehr auf dem traditionsreichen Segelschiff ausgebildet werden. Es dürfte keine leichte Entscheidung gewesen sein, die 156. Ausbildungsreise abzubrechen. 

Für 70 Offiziersanwärter, die am 2. November in Brasilien zum Dienst angetreten sind, ist damit die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ beendet. Sie kehren am Montag aus Brasilien nach Deutschland zurück. Sie werden an der Marineschule Mürwik bei Flensburg weiter ausgebildet, sagte der Sprecher des Flottenkommandos Glücksburg, Uwe Rossmeisl, am Freitag.

Ebenfalls am Montag soll die „Gorch Fock“ ihre Reise nach Argentinien fortsetzen, um repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Mit an Bord: die Stammbesatzung. Erst im September 2011 sollen dann wieder Offiziersanwärter an Bord gehen. Bis dahin will die Marine das Ausbildungskonzept überprüfen. Als eine Möglichkeit gilt, die Offiziersanwärter nicht direkt nach ihrer Grundausbildung auf das Traditionsschiff zu schicken. Offen ist, ob das Sicherheitskonzept an Bord verändert werden muss.

In den vergangenen 52 Jahren waren auf dem berühmten Dreimaster mehr als 14500 Offizier- und Unteroffizieranwärter ausgebildet worden.

Der jüngste tödliche Unfall hatte sich am 7. November ereignet, als das Schiff in Salvador de Bahia vor Anker lag: Bei Kletterübungen stürzte die 25-jährige Sarah Lena Seelei aus der Takelage des Seglers auf Deck. Kollegen versuchten noch, die Frau zu reanimieren, doch sie starb kurz darauf im Krankenhaus. Vor vier Tagen wurde die junge Frau aus dem Landkreis Holzminden in Niedersachsen beigesetzt. 

Bereits in der Vergangenheit hatte es auf der „Gorch Fock“ Unfälle mit Todesopfern gegeben. Am 4. September 2008 ertrank die 18-jährige Jenny Böken in der Nordsee, nachdem sie während ihrer Seewache über Bord gefallen war. 2002 starb ein 19-Jähriger nach einem Sturz aus der Takelage. 1998 fiel ein ebenfalls 19-Jähriger aus dem Großmast aus zwölf Metern Höhe auf die Planken. va

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