Karneval: "Der Petrus ist doch ein Kölner"
Köln - Selbst Köln-Liebhaber konnten in letzter Zeit an ihrer Stadt verzweifeln. Doch eine Gewissheit hat ihnen in den dunkelsten Stunden seit der Silvester-Nacht immer wieder Hoffnung gemacht: Bald ist Karneval. Und Karneval ist immer gut in Köln.
Am Rosenmontag werden sie darin eindrucksvoll bestätigt: Lang und bunt schlängelt sich der "Zoch" durch die Innenstadt. Der Himmel ist blau, der Sonnenschein überzieht die Gesichter der Feiernden mit einem warmen Bronzeton, und der Sturm – welcher Sturm? Kaum ein Lüftchen regt sich, während in den Straßen die Kölschen Lieder erklingen.
Es wird geküsst und geschunkelt, nicht auf Armlänge, sondern ganz eng beineinander. „Über Köln lacht die Sonne – über Düsseldorf die Welt.“ Selbst der größte Köln-Tümler wagte diesen Kalauer in letzter Zeit nicht mehr zu zitieren.
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Denn der stromabwärts gelegene Rivale stand oft so viel besser da als das etwas schmuddelige Köln. Die Übergriffe der Silvester-Nacht brachten die Stadt auch international in Verruf. Gestern aber twittert der Kölner "Express": "Düsseldorf: Zug abgesagt! Köln: Sturm abgesagt!"
Dabei ist es morgens noch eine schwere Entscheidung für Zug-Chef Christoph Kuckelkorn: Mainz und Düsseldorf haben ihre Züge abgesagt – nun ist die Frage, was Köln tun wird. Kuckelkorn verkündet: keine Absage. Es bleibt dabei: "D’r Zoch kütt!"
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In Düsseldorf herrscht zu dieser Stunde schon Katerstimmung. Die Wagen können zwar vorm Rathaus besichtigt werden. Aber wenn Karnevalswagen nicht fahren, dann wirken die Figuren so lebendig wie eine Marionette mit abgeschnittenen Fäden. Der Zug soll nachgeholt werden, sagen die Karnevals-Chefs. Auch die Mainzer erwägen das.
Aber Karneval im Sommer?
Die Düsseldorfer haben sowas schon mal probiert, vor 26 Jahren, als der Zug wegen einer Orkans abgesagt wurde. Damals rollte er zum Ersatz im Mai durch die Stadt, bei Sommertemperaturen. Es fühlte sich komisch an.
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Auch in Mainz gehen die Blicke an diesem Tag in den Himmel – denn von dort kommt nicht viel. Es nieselt ein wenig, mehr nicht. Unterdessen in Köln.
Anfangs haben viele Jecken noch Regencapes über ihren Kostümen getragen. Aber mittlerweile haben sie sich von den lästigen Umhängen befreit. Wenn man länger in der Sonne steht, dann wird es richtig warm unter den Dingern.
Fatima (49), Verkäuferin in einem Kiosk am Dom, ist ein wenig stolz auf ihre Stadt: "Man sollte niemals aufgeben – darin sind die Kölner gut."
Und Heidi Winter weiß an diesem Tag eines ganz sicher: "Der Petrus ist doch ein Kölner."
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