Kampf gegen Mogelpackungen und Täuschung
Nach zwei Jahren zieht „Lebensmittelklarheit.de“ Bilanz. Die Verbraucherschützer bemängeln Mogelpackungen und gehen die Hersteller an.
München - Als vor zwei Jahren die Verbraucherzentrale ihr Internetportal „Lebensmittelklarheit.de“ öffnete, ging der Server in die Knie. Tausende Verbraucher wollten sich über Mogelpackungen und Produkttäuschungen informieren. Heute melden die Nutzer zwischen fünf und zwanzig Fälle pro Tag – rund 7300 sind es seit Start des Portals. Am Donnerstag zogen die Macher Bilanz.
„Größte Probleme sind irreführende Abbildungen und Zutaten“, sagt Projektleiterin Janina Löbe. Zum Beispiel wenn Früchte auf der Packung zu sehen sind, die nur als Aromen im Produkt vorkommen. Oder der Hersteller mit dem Wort „traditionell“ einen hochwertigen Eintopf anpreist – es sich aber um ein ganz normales Industrieprodukt handelt. Und die Milchpackung mit glücklichen Kühen vor malerischer Alpenkulisse kann von Tieren stammen, die nie eine Weide gesehen haben.
Meldet ein Verbraucher einen Fall, wird das Team des Portals aktiv. Nach einer Prüfung gehen die neun Mitarbeiter die Hersteller an. Mittlerweile kommt von 90 Prozent der Anbieter eine Reaktion. „Die haben akzeptiert, dass wir da sind“, sagt Löbe und zieht ihr Fazit: „Beste Freunde werden wir wohl nie. Das ist aber auch okay. Wir vertreten die Verbraucher und die Hersteller ihre Interessen.“ Immerhin: 30 Prozent der beanstandeten Produkte wurden von den Anbietern geändert und sind nun verbraucherfreundlicher gestaltet.
Doch für die Hersteller gibt es noch viel zu tun. Denn nach zahlreichen Lebensmittel-Skandalen ist deren Image mehr als angekratzt. „Etwa 70 Prozent der Verbraucher sind den Herstellern gegenüber misstrauisch“, so Löbe. Das liege aber nicht nur am Portal „Lebensmittelklarheit.de“. Denn die Berichterstattung über Tricks und Mogeleien der Nahrungsmittelindustrie hätten zu einer öffentlichen Diskussion geführt. Diese bildet sich auch auf der Webseite ab: 3700 Nutzer stellten bisher auf dem Portal Fragen in Foren. Im Monat nutzen bis zu 100.000 Menschen das Portal.
Aktuell fordern die Verbraucherschützer unter anderem, dass bei Wildpasteten, Entenleber-Pâté oder Kalbswienern klar auf der Packung gezeigt wird, welches Fleisch dort verwurstet wurde. Obwohl nicht abgebildet, taucht immer wieder eine Zutat auf Platz eins der Inhaltsliste auf: Schweinefleisch.
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