Kaffee-Sorten mit Nazi-Spruch beworben
«Jedem das Seine» stand im Dritten Reich auf dem Eingangstor des KZ Buchenwald - und neuerdings auf Werbeplakaten einer Tankstellenkette. Nach Unmut wurde die Kampagne gestoppt.
Tchibo und Esso haben eine Werbekampagne mit einem Slogan gestoppt, der an die von den Nazis missbrauchte Redewendung «Jedem das Seine» angelehnt war. Tchibo-Sprecherin Angelika Scholz entschuldigte sich am Dienstag und versicherte, man habe keine Gefühle verletzen wollen. Der Spruch «Jedem den Seinen» auf rund 700 Tankstellen-Plakaten habe sich lediglich auf die Vielfalt der dort beworbenen Kaffeesorten bezogen.
Scholz bestätigte damit einen Bericht der «Frankfurter Rundschau». Zugleich erklärte die Tchibo-Sprecherin, ihr sei nicht bekannt, dass sich vor der Anfrage der «FR» irgendjemand über die Werbung beschwert habe. Esso-Sprecher Olaf Martins sagte der Zeitung, die Werbeagentur habe die historische Bedeutung des Satzes offenbar nicht erkannt. Der Rechtsgrundsatz «Jedem das Seine» geht unter anderem auf den griechischen Philosophen Plato und die Römer Cicero und Cato den Älteren zurück. Die Nationalsozialisten missbrauchten den Spruch auf zynische Art und Weise, indem sie ihn über den Eingang des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar schrieben. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, sagte laut «FR», das Plakat sei entweder eine «nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit» oder ein Beispiel «totaler Geschichtsunkenntnis». Solange es noch einen einzigen Menschen gebe, der bei der Redewendung an Buchenwald denke, sei es unmöglich, sie zu verwenden. Dass es dennoch immer wieder geschehe, sei zu einem «erheblichen Anteil» im unzureichenden Geschichtsunterricht an Schulen zu suchen, sagte Korn weiter. Er begrüßte, dass die Plakate entfernt werden sollen.
Der «FR» zufolge wurde die Redewendung schon mehrfach für Werbung genutzt, die dann gestoppt wurde. Unter anderem bewarb 1998 Nokia austauschbare Handy-Gehäuse zunächst damit, zog die Werbung nach Protesten aber zurück. Kurze Zeit später konnte der Handelskonzern Rewe einen Prospekt nicht mehr stoppen, in dem es hieß: «Grillen: Jedem das Seine». Rewe entschuldigte sich öffentlich. (AP/nz)
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