Juristisches Tauziehen um Schatz der Karibik
Cartagena - Vor der kolumbianischen Karibikküste haben Wissenschaftler eine lange verschollen geglaubte Galeone entdeckt.
Vor mehr als 300 Jahren war die "San José" auf dem Weg von Panama nach Spanien bei einem Angriff der englischen Flotte vor der Hafenstadt Cartagena untergegangen. An Bord des Schiffs sollen sich Gold und Edelsteine im Wert von Milliarden befinden.
Nun beginnt das juristische Tauziehen um den Schatz der Karibik. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den sensationellen Fund...
Die "San José" ist bereits 1708 gesunken. Warum wurde das Wrack erst jetzt entdeckt?
Auf dem Grund der Karibik liegen zahlreiche Schiffwracks aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie gingen in Stürmen unter oder wurden von gegnerischen Kriegsschiffen versenkt. Zu der Zeit kämpften Spanier, Briten und Franzosen um die Kontrolle in der Region. Außerdem machten Piraten die Gewässer unsicher. Die genauen Koordinaten untergegangener Schiffe sind meistens nicht bekannt. Schatzsucher und Historiker können sich nur auf historische Aufzeichnungen stützen.
Wer hat das Wrack nun entdeckt?
Die "San José" wurde von einem Team aus staatlichen und privaten Stellen (Private-Public-Partnership) geortet. Um welche Privatfirma es sich handelt, ist bislang unbekannt. Geleitet wurde das Projekt vom Kulturministerium über das Institut für Anthropologie und Geschichte. Außerdem waren internationale Experten und Spezialisten der Marine an der Suche beteiligt.
Wann wird der Milliardenschatz gehoben?
Das könnte noch Jahre dauern - wenn er überhaupt existiert. Bislang haben sich die Wissenschaftler der Fundstelle lediglich mit einer Unterwasserdrohne genähert und Aufnahmen von Kanonen und Gefäßen gemacht. Ob es den Gold- und Smaragdschatz im Wert von 3 bis 17 Milliarden US-Dollar tatsächlich gibt, ist noch unklar.
Wem gehört das Wrack?
Das ist umstritten. Der kolumbianische Staat beansprucht all jene Fundstücke für sich, die er als kulturelles Erbe der Nation ansieht. Was nicht unter das Kulturerbe fällt, kann laut Gesetz bis zu 50 Prozent an Dritte vergeben werden. Damit könnte Kolumbien beispielsweise die Privatfirma entlohnen, die bei der Suche geholfen hat. Aber auch Spanien als Herkunftsland der "San José", Peru, woher ein Großteil des Schatzes stammt, und Panama, von wo das Schiff zu seiner letzten Fahrt aufbrach, könnten Ansprüche anmelden. Ein solcher Milliardenschatz dürfte viele Begehrlichkeiten wecken.
Wer sonst will noch ein Stück vom Kuchen abbekommen?
Vor allem die auf Schatzsuchen spezialisierte US-Firma Sea Search Armada. Das Unternehmen behauptet, das Wrack bereits Anfang der 1980er Jahre geortet und Kolumbien die Koordinaten mitgeteilt zu haben. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit um eine mögliche Gewinnbeteiligung der Amerikaner. 2011 wies ein US-Gericht schließlich Ansprüche von Sea Search Armada als unbegründet zurück. Ein Anwalt der Firma kündigte jetzt an, die Hälfte des Gewinns für seinen Mandanten erstreiten zu wollen. Kolumbien wies die Ansprüche als unbegründet zurück: Das Wrack sei nicht an jener Stelle gefunden worden, die Sea Search Armada damals genannt hatte.
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