Junger Haitianier nach elf Tagen unter Trümmern gerettet

Trotz der offiziellen Einstellung der Suche nach Verschütteten ist in Haiti am Wochenende noch ein Überlebender aus den Trümmern geborgen worden. Der 23-Jährige wurde am Samstag, elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in dem Karibikstaat, in einem eingestürzten Lebensmittelladen gefunden.
von  Abendzeitung
Elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti wurde ein 23-Jähriger geborgen.
Elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti wurde ein 23-Jähriger geborgen. © AP

PORT–AU–PRINCE - Trotz der offiziellen Einstellung der Suche nach Verschütteten ist in Haiti am Wochenende noch ein Überlebender aus den Trümmern geborgen worden. Der 23-Jährige wurde am Samstag, elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in dem Karibikstaat, in einem eingestürzten Lebensmittelladen gefunden.

Im Krankenhaus berichtete Wismond Exantus, er habe sich bei dem Beben unter einen Tisch geflüchtet. In diesem engen Raum habe er auf dem Rücken liegend ausgeharrt und mit Hilfe von Cola, Bier und Keksen überlebt.

„Gott hat mich in seinen Armen geborgen“, sagte Exantus. „Er hat mir Kraft gegeben.“ Rettungskräfte werteten seine Geschichte als Ermutigung, die Suche nach Verschütteten fortzusetzen: „Das Leben hört nicht auf, wenn eine Regierung sagt: 'Hört auf'“, sagte ein Mitarbeiter eines französischen Rettungsteams. Die haitianische Regierung hatte zuvor erklärt, angesichts schwindender Hoffnung für die Verschütteten solle ab sofort die Versorgung der Überlebenden im Focus der internationalen Hilfe stehen.

Seit dem Erdbeben am 12. Januar wurden nach Angaben der Vereinten Nationen rund 130 Verschüttete gerettet. Außerdem seien mindestens 111.481 Leichen geborgen worden, erklärten die UN unter Berufung auf die haitianische Regierung. Diese Zahl schließe aber nicht die Toten ein, die von ihren Familien sofort beerdigt worden seien.

Trauerfeier für getöteten Erzbischof

Während die meisten Opfer in Massengräbern bestattet werden, kamen am Samstag rund 2.000 Menschen zur Beerdigung des Erzbischofs von Port-au-Prince zusammen. Das Begräbnis von Monsignor Joseph Serge Miot war eine von wenigen Trauerfeiern seit der Katastrophe, viele Teilnehmer beweinten bei dieser Gelegenheit auch ihre getöteten Verwandten. „Wir haben das Gefühl, alles verloren zu haben“, sagte ein junger Haitianer, dessen dreijährige Tochter bei dem Beben umgekommen war.

Die haitianische Handelskammer schätzt, dass sich der wirtschaftliche Schaden infolge des Bebens auf bis zu eine Milliarde Dollar belaufen könnte. Nur rund 30 Prozent der Unternehmen hätten eine Versicherung, die ihnen die Schäden ersetzen könnte, sagte der Präsident der Handelskammer, Reginal Boulos. „Viele dieser Leute haben Kredite. Einige werden sie nicht zurückzahlen können. Es könnte zu einem wirtschaftlichen Kollaps kommen.“ Allein die Wiederherstellung der Stromversorgung dürfte noch drei bis vier Monate dauern, sagte Boulos.

Für zahlreiche Menschen geht es derweil immer noch ums blanke Überleben – auch für diejenigen, die keine äußeren Verletzungen davongetragen haben. Weil das Warenangebot knapp ist, schießen die Preise in die Höhe. Für einige Grundnahrungsmittel wie Reis oder Brot haben sie sich bereits verdoppelt oder gar verdreifacht.

Spendengala bringt mehr als 40 Millionen Euro ein

Eine internationale Benefizgala für Haiti mit zahlreichen Topstars brachte am Wochenende mehr als 57 Millionen Dollar (40,3 Millionen Euro) an Spenden ein, wie die Organisatoren mitteilten. Das Benefizkonzert wurde in der Nacht zum Samstag aus New York, London, Los Angeles und Haiti per Fernsehen und Internet in alle Welt übertragen.

Die Bundesregierung stockte ihre Hilfe für die Erdbebenopfer um fünf Millionen Euro auf. Insgesamt betrage die bilaterale Unterstützung damit 15 Millionen Euro, teilte das Entwicklungsministerium am Sonntag mit. Darüber hinaus beteilige sich Deutschland am Engagement der Weltbank und mit 66 Millionen Euro an der Haiti-Hilfe der Europäischen Union. Mit den zusätzlichen fünf Millionen Euro sollen bis zu 1.500 Notunterkünfte errichtet werden.

DAPD

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