Josef F.: Flucht per Hubschrauber?

Noch eine Woche bis zum Inzest-Prozess: Österreich rüstet sich für den Ansturm der Medien, während die ersten Reporter längst da sind. Derweilen rüsten sich die Behörden gar für eine mögliche Flucht des 73-Jährigen.
von  Abendzeitung
Josef F. sitzt jetzt im Gefängnis
Josef F. sitzt jetzt im Gefängnis © ap

ST. PÖLTEN - Noch eine Woche bis zum Inzest-Prozess: Österreich rüstet sich für den Ansturm der Medien, während die ersten Reporter längst da sind. Derweilen rüsten sich die Behörden gar für eine mögliche Flucht des 73-Jährigen.

Die britische «Sun» hat es, aber auch die deutsche «Bild»: Das erste Foto von Josef F. seit seiner Festnahme. Der 73-Jährige, der über 24 Jahre lang seine Tochter in einem Keller festhielt und sieben Kinder mit ihr zeugte, steht vom 16. März an vor Gericht. Derzeit sitzt er in S. Pölten (Niederösterreich) ein.

Dort lichteten ihn Paparazzi bei einem Hofgang ab. Josef F. ist offenbar alleine, sein Gesicht ist auf dem «Exklusiv-Foto» hinter Stacheldraht kaum zu erkennen. Beide Zeitungen wollen zudem Neues von dem Inzest-Vater wissen: Während die «Sun» angeblich neue Auszüge aus angeblich vorhandenen Tagebüchern von F.s Tochter vorliegen haben will, mutmaßt die «Bild» über ein Interview, das F. einer nicht genannten Presseangentur gegeben haben soll, angeblich für ein Honorar von einer Million Euro. Bisher haben sich rund hundert Journalisten für den am Montag beginnenden Prozess in St. Pölten akkreditiert. Mehr finden im Gerichtssaal nicht Platz, das Interesse war weit größer. Allerdings hat das Gericht bereits erklärt, die Öffentlichkeit zumeist auszuschließen.

Schwer war die Auswahl der acht Geschworenen

Die Verhandlung führen werden zwei Frauen. Sowohl die Vorsitzende Richterin Andrea Humer als auch die Vertreterin der Anklage, Christiane Burkheiser sind Expertinnen im Sexualstrafrecht. Die Aussagen von Tochter Elisabeth, die ihren Vater aufs schwerste belasten sollen, werden als Video im Gerichtssaal zu sehen sein. Schwer war die Auswahl der acht Geschworenen, die über den 73-Jährigen richten werden. F.s Verteidiger Rudolf Mayer sieht für sie Probleme kommen, denn: «Je breiter ein Fall in den Medien vorab abgehandelt worden ist, desto schwieriger ist es für Geschworene, das, was sie alles gelesen, gesehen und gehört haben, zu vergessen und nur das als Entscheidungsgrundlage zu ihrem Urteil zu machen, was sie im Prozess selbst hören und sehen und lesen.»

Ansonsten bemühen sich die österreichischen Behörden, alle mögliche Störungen bei dem «Jahrhundertprozess» zu vermeiden. So werden während der Verhandlungen sogar die Überflugrechte über dem Gerichtsgebäude stark eingeschränkt. Schließlich wolle man verhindern, dass F. etwa - wie kürzlich in Griechenland geschehen - mit einem Helikopter aus dem Gerichtsgebäude fliehe. (nz/dpa)

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