Jetzt gibt es die Pistole aus dem 3D-Drucker
München - Sie sieht aus wie eine Heißklebe-Pistole. Der Amerikaner Cody Wilson nennt sie „Liberator“ – auf Deutsch: Befreier. Während man an der Klebepistole nur Gefahr läuft, sich die Finger zu verbrennen, kann die „Liberator“ tödlich sein. Denn das Plastikteil ist die erste Waffe, die man daheim im 3D-Drucker ausdrucken kann. Die Datei dafür gibt es auf Wilsons Webseite. „Überall wo ein Computer ist, da ist jetzt auch eine Waffe“, beschreibt er seine Vision. Ein Satz der Sicherheitskräfte und Politiker erschaudern lässt.
Wilson ist Kopf von „Defense Distributed“, einer Gruppe, die Waffenbaupläne für 3D-Drucker entwickelt. Die Dateien für ein fast komplettes Sturmgewehr des Typs AR-15 haben sie schon ins Internet gestellt. „Das Magazin hier kostet gerade mal 15 Dollar in der Herstellung. Damit habe ich schon über 100 Schüsse abgefeuert“, sagt Wilson stolz. Seit gestern präsentiert seine Internetseite die neueste Knarre. Die kleine Pistole „Liberator“. Wer sich die Waffe in Einzelteilen daheim ausdrucken möchte, braucht dann nur noch einen Rechner, den Bauplan als Datei und einen 3D-Drucker (siehe unten). Wilson benutzt ein Gerät für rund 6000 Euro. Vor kurzem kam eine neue Generation von 3D-Printern auf den Markt, die gerade noch 2000 Euro kostet. Ob auch diese Waffenteile ausdrucken können, ist nicht klar. Aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Für Sicherheitskräfte ein GAU. Denn die Plastikwaffen sind für Metalldetektoren – beispielsweise an Flughäfen – nicht erkennbar. Angesichts der Gefahr durch die Waffen aus dem Drucker scheint es beinahe sinnlos, die Waffengesetze in den USA zu verschärfen. Denn jedes Kinderzimmer kann zur Waffenschmiede werden.
Und genau darauf ist Cody Wilson aus. Dem 25-jährigen Jurastudenten sind Gesetze und Kontrolle ein Greuel. Er will die „staatliche Kontrolle von Besitz“ zurückdrängen. Jeder darf alles haben - auch Waffen. Gerne sieht er sich als Internet-Aktivist vom Schlage des Wikileaks-Chefs Julian Assange. „Ja, ich bin ein Anarchist“, sagt Wilson.
Die Webseite von „Defense Distributed“ ist mittlerweile schon ein Tummelplatz von Waffenbau-Fans. „Wo kriege ich die Feder her?“, fragt ein Nutzer – denn einige wenige Teile für ein Sturmgewehr können noch nicht gedruckt werden. Andere diskutieren, welches Waffe man sich als nächstes zum Herstellen einer Druck-Datei vornehmen solle. Zudem helfen sich die Nutzer bei allen Fragen zu den Druckern. Deshalb hat auch die Industrie die Seite schon für sich entdeckt: Sie wirbt dort bereits für die neuesten 3D–Druckermodelle ...
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