Ins "erotische Paradies" mit dem Ergo-Versicherer
Ausschweifende Sex-Partys gab es für verdiente Mitarbeiter wohl nicht nur in Budapest, sondern auch in Swingerhotels auf Jamaika und Mallorca: Ein interner Bericht legt pikante Details offen.
Düsseldorf - Die Sex-Sause in Budapest war kein Einzelfall: Auch auf Mallorca und Jamaika hatten Ergo-Verteter ihren Spaß. Dies offenbart nun ein interner Revisionsbericht. „Wörter können das Gefühl nicht wirklich gut beschreiben als den Reiz tatsächlich dort gewesen zu sein“, wirbt das Hotel „Hedonismus II“ auf Jamaika für sich. „Es ist das ultimative Vergnügen. Jeder Gast kommt mit einer unglaublichen Geschichte und mit einem verwegenen Lächeln heim und träumt schon vom nächsten Urlaub.“
Auf diese Weise nicht nur geträumt haben Ergo-Vertreter, die gleich drei Jahre hintereinander in dem Hotel eincheckten. Laut Reiseveranstalter Aphrodite Travel ist es eine einschlägige Adresse: „Seit über 25 Jahren ist das mittlerweile berüchtigste Resort auf der ganzen Welt unter Erwachsenen ab 18 Jahren ein Paradies für erotisches Vergnügen und grenzenlosen Spaß. Hier sind Swinger, Nudisten und Erotik interessierte Menschen willkommen.“ Auch die Ergo-Vertreter fühlten sich hier offenbar sehr wohl: 75120,16 Euro kostete allein der einwöchige Aufenthalt im Jahr 2010 mit 22 Teilnehmern.
Nicht wesentlich günstiger war eine Clubreise nach Mallorca im September 2005. Für den letzten Abend hob sich Vertriebschef Kai Lange noch ein besonderes Schmankerl auf. „Als sie den Club betreten haben, seien er und andere überrascht gewesen, weil im Tresenbereich leicht bekleidete ,Mädels’ gestanden hätten“, wird ein Teilnehmer im Revisionsbericht zitiert. Abgerechnet wurden 2428 Euro für „Speisen und Getränke“, ausgestellt von einem Lokal, das gar nicht existiert. Das hätte Fragen bei der Ergo-Zentrale in Düsseldorf aufwerfen können. Schließlich werden dort alle Reisen nicht nur bezahlt, sondern auch genehmigt – unter Vorlage aller Reiseunterlagen.
Möglicherweise ein Hinweis, dass die Reisen die stillschweigende Zustimmung der Zentrale genossen hatten? Bei Ergo gibt man sich arglos: Die Reisen nach Mallorca und Jamaika seien von Geschäftsstellen in Frankfurt und Hamburg durchgeführt worden. „Bei dezentral organisierten Reisen wurden unternehmensseitig nicht die Auswahl von Hotels oder inhaltliche Ausgestaltung der Reise geprüft“, so ein Unternehmenssprecher.
In die Schlagzeilen war die Tochterfirma der Hamburg-Mannheimer zuletzt durch eine Sex-Orgie in Budapest geraten. Im Juni 2007 hat der Vertrieb dort für die 100 besten Versicherungsvertreter die traditionsreiche Gellert-Therme angemietet und in ein Freiluft-Bordell mit 20 Prostituierten verwandelt. „Jeder konnte mit einer der Damen auf eines der Betten gehen und tun, was er wollte. Die Damen wurden nach jedem solcher Treffen mit einem Stempel auf dem Unterarm abgestempelt. So wurde festgehalten, welche Dame wie oft frequentiert wurde“, berichtete ein Gast. Die Damen waren zudem mit farbigen Bändchen markiert – weiße Bändchen waren den obersten Angestellten vorbehalten. Damals sprach Ergo-Chef Torsten Orletzky von einem Einzelfall. Jetzt aber wirken die Sex-Reisen bei der Ergo wie ein gängiges Belohnungsinstrument.
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