Idee wie bei Babyklappen: Schweiz hat erste Tierklappe

In der Schweiz können Kaninchen und Nagetiere jetzt anonym in einer speziellen Box abgegeben werden. Was Tierschützer und Kritiker zu diesem Angebot sagen.
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Die erste "Tierklappe" der Schweiz - das Konzept ist nicht unumstritten.
Die erste "Tierklappe" der Schweiz - das Konzept ist nicht unumstritten. © -/Stiftung Tierklappe/dpa
Zürich

In der Schweiz gibt es jetzt eine sogenannte Tierklappe, wo Menschen Kaninchen oder Nagetiere anonym abgeben können, für die sie nicht mehr sorgen können. "Es ist eine Möglichkeit für Tierhalter, die aus Verzweiflung oder Not handeln", sagt die Gründerin, Jasmin Reinhard. Zunächst stehe ihre Box nur für Kaninchen und Nagetiere zur Verfügung. Womöglich werde das Angebot später ausgeweitet.

Die Praxis ist umstritten. Manche Tierschützer sagen, das fördere die Abgabe von nicht mehr gewollten Haustieren. Reinhard widerspricht: "Wer nicht zum Tierheim gehen will, setzt sein Tier so oder so aus in der Natur - wir geben dem Tier wenigstens eine Chance." Wild ausgesetzte Tiere überleben meist nicht, etwa, weil sie von Füchsen oder Greifvögeln gefressen werden. In den ersten fünf Tagen seit der Aufstellung Anfang November sei kein Tier abgegeben worden, sagte Reinhard der dpa.

Hilfe bei Verzweiflung oder Not

Die große Holzbox mit Ventilator und Kamera steht an einem Waldrand in Hilterfingen rund 30 Kilometer südöstlich von Bern. Wenn jemand ein Tier hineintut und die Box verschließt, werden Tierschützer alarmiert, die es innerhalb von weniger als einer Stunde abholen. Der Name "Tierklappe" ist etwas irreführend und erinnert an Babyklappen bei Krankenhäusern, in die Mütter in Not anonym ihre Neugeborenen legen können.

In Niedersachsen gab es 2021 beim Tierheim Peine solche Boxen. Sie wurden nach einem Jahr geschlossen, weil sie missbraucht wurden, wie Mitarbeiterin Adriana Kötz sagt. Aus ganz Deutschland seien Menschen gekommen, die entweder die übliche Abgabegebühr bei einem Tierheim umgehen oder sich gefährlicher Hunde entledigen wollten. Einmal seien fünf Hunde in die drei Boxen gequetscht worden.

In Norderbrarup bei Flensburg in Schleswig-Holstein gibt es eine Pferdeklappe - auch keine Klappe im eigentlichen Sinne, sondern eine Notbox, in der Menschen, die sich nicht mehr kümmern können, ihre Pferde anonym und ohne Angabe von Gründen abgegeben können. Sie werden dann an neue Besitzer weitervermittelt.

Nur schlechtes Gewissen entsorgen?

Der Deutsche Tierschutzbund sieht Vor- und Nachteile von solchen Einrichtungen. "Sie helfen, Tiere vor dem Aussetzen oder gar vor dem Tod zu bewahren", sagt Sprecherin Kerstin van Kan. "Besitzer können ihre Tiere abgeben, ohne mit unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden", das sei besonders bei Geldmangel oder Scham eine wichtige Option. 

"Wir sehen aber auch die Gefahr, dass Tiere ohne schlechtes Gewissen entsorgt werden und es keine Hemmschwelle mehr zu überwinden gilt." Zudem könnte die Möglichkeit einer schnellen "Entsorgung" zu vorschnellen Entscheidungen führen und eine verantwortungsbewusste Tierhaltung behindern.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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