Hunderte Ägypter nach Felssturz verschüttet
«Als ich aus meinen Haus kam, war der ganze Hügel zusammengestürzt», berichtete ein Augenzeuge. Die gewaltigen Gesteinsbrocken zerstörten etwa 50 Häuser. Nun sind viele Anwohner empört über die Behörden.
Mindestens 30 Menschen sind am Samstag in einem Armenviertel der ägyptischen Hauptstadt Kairo von herabstürzenden Felsbrocken erschlagen worden. Die Behörden befürchten indessen viele weitere Todesopfer, da nach Berichten von Augenzeugen bis zu 500 Menschen von den Gesteinsbrocken verschüttet wurden.
Ein sechsstöckiges Gebäude und rund 50 weitere Behausungen unter dem Al-Mokattam-Hügel im Osten Kairos wurden zerstört. Zahlreiche Menschen wurden noch unter den Geröllmassen vermutet, wie die Sicherheitskräfte mitteilten. Die Zahl der Verletzten wurde am Abend mit rund 35 angegeben, berichtete der Fernsehsender Al-Dschasira. Die Bewohner wurden am frühen Morgen zumeist noch im Schlaf von dem Felssturz überrascht. Nach ersten Erkenntnissen hatten sich mehrere Felsbrocken, darunter ein etwa 30 Meter großer Stein, von der Felswand gelöst. «Es war der reinste Horror», berichtete der 80-jährige Ibrahim Hassan dem britischen Sender BBC. «Als ich aus meinem Haus kam, war der ganze Hügel zusammengestürzt.» Das ganze Viertel war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Das Gebiet wurde weiträumig von der Polizei abgesperrt. Retter versuchten zum Teil, das Geröll mit nackten Händen zu entfernen, um nach Verschütteten zu suchen. Erst am späten Abend trafen Rettungsmannschaften mit schwerem Gerät ein.
Behörden reagierten nicht auf Beschwerden
Dem Sender Al-Dschasira erzählten Bewohner des Slums, dass sie schon mehrfach bei den Behörden Beschwerden eingereicht hätten, weil immer wieder herabfallende Felsstücke Teile ihrer primitiven Unterkünfte beschädigt hatten. Als Ursache für den Felssturz wurde ein mangelndes Abwassersystem der Siedlungen auf dem Plateau über den Klippen angeführt. Dort oben werde das Abwasser schlicht zu den Felsen geleitet, die dadurch zerfressen würden, sagte ein Lokalreporter. Elendssiedlungen wie Manschijet Nasr werden in Ägypten häufig von Wanderarbeitern errichtet, die in der 17-Millionen-Metropole Kairo eine Beschäftigung suchen. Die Bauweise widerspricht in der Regel allen Sicherheitsvorschriften, und sanitäre Einrichtungen sind häufig nicht vorhanden. (dpa/AP)