HIV-infiziert: Rentner missbraucht Mädchen in Thailand
LÜNEBURG - Ein HIV-infizierter Rentner (65) trieb vier Jahre lang in Thailand sein Unwesen. Viele seiner Opfer sind jünger als 14 Jahre. Müssen die Mädchen im jetzt begonnenen Prozess in Lüneburg aussagen?
Es ist ein unvorstellbar grausames Verbrechen: Ein 65-jähriger Rentner aus Celle soll über Jahre hinweg in Thailand junge Mädchen missbraucht haben – in 403 Fällen. Und: Der Mann ist HIV-infiziert, verschwieg dies aber seinen Opfern.
Betroffen sind laut Anklage sieben Kinder und 23 Jugendliche aus Thailand. Wegen seiner Aids-Erkrankung wird dem Mann außer schwerem Missbrauch auch versuchte Vergiftung zur Last gelegt.
Die Taten sollen sich zwischen Mai 2005 und November 2009 in Pattaya ereignet haben, das seit vielen Jahren auch als Ziel von Sextouristen gilt.
Dort hatte der Mann ein Appartement. Gegen Bezahlung soll er in ihm, so die Anklageschrift, ungeschützten vaginalen und oralen Geschlechtsverkehr mit den kleinen Mädchen vollzogen haben.
Der 65-Jährige wurde nach der Landung auf dem Flughafen in Frankfurt am Main verhaftet, und sitzt bereits seit Dezember 2009 in Untersuchungshaft.
Die thailändische Polizei hatte kinderpornographisches Material in der Unterkunft des Mannes in Pattaya gefunden.
Weil der Mann seine zahlreichen Sexualkontakte nicht nur notierte, sondern auch Videoaufnahmen anfertigte und sammelte, zudem die Betroffenen ermittelt werden mussten, beschäftigte die Auswertung des Beweismaterials die Celler Ermittler fast ein ganzes Jahr.
Der Angeklagte ließ über seine Verteidiger mitteilen, dass er nicht aussagen wolle. Eine Verfahrensabkürzung mit einem Geständnis hatte er im Oktober abgelehnt. Das Gericht hatte eine Höchststrafe von neun Jahren und eine Therapie vorgeschlagen.
Um den Angeklagten, der bisher zur Sache schweigt, verurteilen zu können, müssten seine jungen Opfer aus Thailand in den Zeugenstand nach Lüneburg geladen werden.
Einige Vernehmungen, bei der deutsche Beamte anwesend sein durften, konnten schon im Wege der Rechtshilfe in Thailand stattfinden.
Ob weitere Vernehmungen eventuell auch per Videokonferenz vorgenommen werden können, will das Landgericht noch prüfen.
Die Kammer hat die Dauer des Verfahrens zunächst auf zwei Jahre angesetzt – bis dahin soll jeden Donnerstag verhandelt werden. mh
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