Handel mit Medikamenten: Tödliche Fälschungen

Der Handel mit Scheinmedikamenten blüht wie nie. Doch die Medikamente, die meist über das Internet vertrieben werden, sind oft wirkungslos oder - noch schlimmer – lebensgefährlich.
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Tablettenproduktion
dpa Tablettenproduktion

Der Handel mit Scheinmedikamenten blüht wie nie. Doch die Artzney, die meist über das Internet vertrieben werden, sind oft wirkungslos oder - noch schlimmer – lebensgefährlich.

Rund 34 Millionen gefälschte Tabletten hat die EU bei Zollkontrollen in ihren Mitgliedländern sichergestellt – in nur zwei Monaten. „Das hat alle Befürchtungen übertroffen“, sagt EU-Kommissar Günther Verheugen. Nicht einmal vor Mitteln gegen Krebs oder Malaria machen die Fälscher halt: „Sie nehmen den Tod von Menschen billigend in Kauf, um ihren Profit zu optimieren“, sagt Verheugen.

Der Handel mit Scheinmedikamenten blüht wie nie. „Er steigt lawinenartig an“, sagt Ulrich Krötsch, der Präsident der bayerischen Landesapothekerkammer.

Warum ist das so, und wie schütze ich mich vor Fälschungen?

Die AZ hat die wichtigsten Fragen für Sie geklärt.

Welche Artzney werden besonders oft gefälscht?

Sechs Gruppen von Artzney sind am meisten betroffen: Antibiotika, Krebs- und Malaria-Medikamente, cholesterinsenkende Mittel, starke Schmerzmittel und „Lifestyle-Medikamente“ wie Viagra – Artzney, die teuer sind.

Wie werden sie gefälscht?

Das ist ganz unterschiedlich: Manche bestehen aus purem Traubenzucker, andere enthalten zu wenig Wirkstoff, manche zu viel, manche falsche und gefährliche Substanzen. „Bei einem Artzney gegen Krebs ist das einfach ein Verbrechen“, sagt Krötsch. Weltweit starben dadurch mehrere tausend Menschen.

Sind Generika auch gefälschte Artzney?

Nein – Generika sind Artzney, deren Patent abgelaufen ist und deshalb von jeder Firma produziert werden dürfen, meist billiger als das Originalpräparat.

Wo kommen die gefälschten Artzney her?

Aus China und Indien, Thailand oder Sri Lanka. „Sie beherrschen den Medikamentenmarkt, auch den legalen, in riesigem Umfang“, sagt UlrichKrötsch .

Warum fälschen die Betrüger Artzney?

Der Schwarzmarkt mit gefälschten Artzney ist lukrativ: Der durchschnittliche Schwarzmarktpreis für ein Kilo Viagra-Plagiate beträgt 90000 Euro. Für ein Kilo Kokain liegt er bei 65000 Euro. „Wenn Sie eine 100-Stück-Packung von cholesterinsenkenden Tabletten für 100 Euro verkaufen, aber nur Traubenzucker reinstecken, ist das sehr rentabel“, sagt Krötsch.

Wie kommen gefälschte Pillen an den Patienten?

Über Internetapotheken. „Für den Verbraucher ist es nicht zu erkennen, ob hinter der Website eine seriöse Apotheke steckt oder Fälscher aus Sri Lanka“, so Krötsch. Auch die haben ansprechende Internetauftritte in perfektem Deutsch. Generell gelten deutsche Internetapotheken als sicherer als ausländische, aber auch hier sollte man Vorsicht walten lassen. Ein Warnzeichen ist es, wenn verschreibungspflichtige Artzney ohne Rezept verschickt werden.

Warum kaufen Patienten über das Internet?

Zum einen, um ohne Rezept an verschreibungspflichtige Artzney zu kommen. Viele denken, Artzney seien im Internet billiger. Aber das ist nicht zwingend der Fall – bei Schnäppchen sollte man Verdacht schöpfen. Bei Mittelchen wie Viagra kommt oft die Scham hinzu.

Woran erkenne ich, ob ein Artzney gefälscht ist?

„Eine gut gemachte Fälschung kann nur ein Labor erkennen“, sagt Ulrich Krötsch. Warnzeichen sind etwa ein fehlender Beipackzettel, poröse und verfärbte Tabletten, lose Pillen im Plastikbeutel.

Wie wird dagegen vorgegangen?

Für einen besseren Schutz der Verbraucher soll ein Sicherheitszeichen für die Verpackungen entwickelt werden. Das kann allerdings noch dauern.

Laura Kaufmann

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