Häftling tötet Frau – in der „Liebeszelle“

Dieses brutale Verbrechen schockiert Deutschland. In einem Langzeit-Besuchsraum der JVA Remscheid (NRW) hat ein Schwerverbrecher seine Freundin umgebracht. Danach versuchte der Mann sich selbst zu töten.
von  Abendzeitung
In diesem Gefängnis sitzt der 50-Jährige seit 19 Jahren.
In diesem Gefängnis sitzt der 50-Jährige seit 19 Jahren. © dpa

REMSCHEID - Dieses brutale Verbrechen schockiert Deutschland. In einem Langzeit-Besuchsraum der JVA Remscheid (NRW) hat ein Schwerverbrecher seine Freundin umgebracht. Danach versuchte der Mann sich selbst zu töten.

Eigentlich sollte es ein gemütliches, mehrstündiges Beisammensein werden. Doch aus noch unbekannten Gründen tötete ein 50-jähriger Insasse der JVA in Remscheid eine Besucherin – seine 46-jährige Lebensgefährtin, die den seit 19 Jahren wegen Mordes und Missbrauch einsitzenden Mann besucht hatte. Anschließend versuchte der, sich selbst zu töten.

Sie sind eine Besonderheit der nordrhein-westfälischen Haftanstalten: So genannte Langzeit-Besucherräume, in denen sich speziell geeignete Insassen in wohnlicher Atmosphäre (mit Küchenzeile, Couch und Tisch) ungestört mit Freundin, Frau oder Familie treffen können. Sie werden auch „Liebeszellen“ genannt.

In den drei bis fünf Stunden Besuchszeit ist kein Wachtposten anwesend, die Häftlinge werden auch nicht besonders gefilzt. Damit sollen, so die Vorstellung, die sozialen Beziehungen der Häftlinge auch während des Knast-Aufenthaltes unterstützt werden. Doch diesmal ging die gut gemeinte Maßnahme gründlich schief.

Gewürgt, geschlagen, erstochen - so starb die Freundin des Schwerverbrechers

Am Sonntag entdeckten Justizbeamte die beiden leblos am Boden liegenden Menschen in dem Besucherraum. Die Frau war tot, der Mann schwer verletzt. Die 46-Jährige wies Stich- und Kopfverletzungen sowie Würgemerkmale am Hals auf. Die genaue Todesursache muss aber noch ermittelt werden. Der Häftlinge hatte versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. In der „Liebeszelle“ entdeckten die Ermittler zwei Messer und einen Radmutternschlüssel. Vorläufig stuft die Staatsanwaltschaft die Bluttat trotzdem nur als Totschlag ein.

Der Zustand des Täters sei stabil hieß es aus der Anstalts-Klinik, er sei nicht in Lebensgefahr. Der Häftling war zu Beginn der 90er Jahre wegen sexuellen Missbrauchs und Mord an einer Neunjährigen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.

Für den Mörder habe es bereits mehrfach Lockerungen im Strafvollzug gegeben, zuletzt die Erlaubnis, die Langzeit-Besucherräume zu nutzen – auch weil es keine Hinweise auf die Gefährlichkeit des Mannes gab. Im Gegenteil. Er sei „positiv aufgefallen“, so die Leiterin der JVA, Katja Grafweg, weil er zum Beispiel die Gefängnisbücherei betreute.

In NRW-Haftanstalten kommt es immer wieder zu Skandalen: 2006 war in Siegburg ein Häftling gefoltert und ermordet worden, 2009 brachen aus der JVA zwei Schwerverbrecher aus – mit Hilfe eines Beamten.

mh

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