Gut gezwirbelt ist halb gewonnen

Die einen nennen ihn abfällig «Rotzbremse», andere definieren sich über ihren Schnauzer. Bei einem skurrilen Wettbewerb konnte man mit viel Haarspray und den richtig gerollten Bartspitzen sogar Europameister werden.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Teilnehmer in der Kathegorie "Kinn- und Backenbart Freistil"
dpa Teilnehmer in der Kathegorie "Kinn- und Backenbart Freistil"

Die einen nennen ihn abfällig «Rotzbremse», andere definieren sich über ihren Schnauzer. Bei einem skurrilen Wettbewerb konnte man mit viel Haarspray und den richtig gerollten Bartspitzen sogar Europameister werden.

Rainer Frech beugt sich tief über den Tisch. Tanja Feucht wirft einen kritischen Blick auf den weiß- grauen Schnauzbart des Mittfünfzigers. Er dreht seinen kahlen Kopf hin und her, damit die Jurorin seine Bartpracht genauer anschauen kann. Sein Bart misst bis zu beiden Enden jeweils rund sieben Zentimeter und läuft spitz zusammen. Damit will Frech Europameister werden und den Titel in der Klasse «Schnauzbart Ungarisch» ergattern.

Gegen sechs Konkurrenten hat er sich am Samstag durchgesetzt, doch Kristof Ambrus aus Ungarn lag nach Punkten zunächst gleichauf. Angespannt steht Frech beim Stechen auf der Bühne, dann sind sich die Juroren einig und heben ihre Täfelchen. Viermal die Höchstpunktzahl Zehn, dreimal die Neun. Der Friseur atmet tief aus und ballt die Faust - geschafft, er ist Europameister. Frech ist Mitglied im Bartclub «Belle Moustache» aus Leinfelden-Echterdingen, der die diesjährige Bart-EM ausrichtet. Die überwiegende Zahl der Teilnehmer kommt aus Deutschland, vor allem aus Baden-Württemberg. Im Südwesten gibt es allein sechs Bartclubs.

30 Minuten Bartpflege

Der Präsident des Clubs, Jürgen Burkhardt, trägt selbst einen mächtigen, schwarzen Kinn- und Backenbart. Und solch ein Bart verlangt nach Pflege: Jede Nacht, bevor er ins Bett geht, rollt er die Spitzen seines Bartes auf und bindet sie hinter dem Kopf mit einem Haargummi zusammen. Am Morgen braucht er dann rund eine halbe Stunde und eine ordentliche Ladung Haarspray, um sich den Bart wieder zu frisieren. Deutlich schneller geht das Styling bei Frech und seinem unterlegenen Konkurrenten aus Ungarn. Der hat die Niederlage gut verschmerzt und gönnt sich zusammen mit seinen Kollegen erstmal einen Schluck ungarischen Rotweins aus einer Fünfliter-Flasche. Überhaupt haben einige der Teilnehmer nicht nur viel Wert auf ihre Bartfrisur gelegt und mit Haarspray die Enden zusammengezwirbelt, eingerollt oder wie Igelstachel abstehen lassen. Auch sonst legen sie Wert auf ihr Äußeres. Im roten Reiterdress mit schwarzem Zylinder oder Kaiserreichs-Uniform stehen sie beispielsweise auf der Bühne und präsentieren sich der Jury. Wer dabei am erfolgreichsten war, dem winkt am Abend eine weibliche Skulptur, gestaltet vom Designer Luigi Colani - natürlich mit Bart. (Julia Schweizer, dpa)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.