Googles neuer Blick in die private Welt
Der Dienst „Street View“ ist umstritten - nicht nur bei Datenschützern. In München sind schon alle nötigen Aufnahmen gemacht - doch der virtuelle Rundgang durch die Landeshauptstadt lässt noch auf sich warten.
MÜNCHEN Einfach mal an der Oper von Sydney vorbeigehen, danach über die Tower Bridge in London flanieren oder virtuell die „Tour de France“-Route abradeln – das geht alles mit ein paar Klicks im neuen Google-Dienst „Street View“. Der besondere Kniff: Der Nutzer kann sich einen Punkt auf dem Stadtplan aussuchen – und auch vor- und zurückgehen, sich um die eigene Achse drehen. Dabei sieht er Fotos von der Straße, die aus genau dieser Perspektive aufgenommen wurde. Die AZ erklärt wichtige Fragen zu dem Angebot.
Wann kann man virtuell durch München spazieren? Das ist unklar. Google hat die Bilder für München und andere deutsche Städte seit dem letzten Sommer im Kasten. Im Herbst 2008 hat das Unternehmen den Deutschland-Start des Dienstes für dieses Frühjahr angekündigt. Doch das wird nichts: „Wir klären mit deutschen und europäischen Datenschützern offene Fragen“, sagte Google-Sprecher Stefan Keuchel. Einen neuen Start-Termin wollte er nicht nennen.
Woher kommen die Bilder? Für „Street View“ hat Google spezielle Autos mit Kameras auf dem Dach durch die Städte geschickt. Während der Fahrt haben diese Rundum-Aufnahmen geschossen. In dem Google-Dienst wurden diese Bilder zusammengeführt und mit dem Stadtplandienst verbunden.
Warum sorgt der Dienst für so viel Aufregung? Auf den Bildern ist alles zu sehen, was genau in dem Moment passierte, als das Google-Auto vorbeifuhr – manche fühlen sich in ihrer Privatsphäre verletzt. Andere fürchten, dass Einbrecher ihr Haus virtuell auskundschaften können. Jetzt gibt’s auch Protest-Aufkleber (kl. Foto).
Was sagen Datenschützer? Die meisten sind wenig begeistert von dem Dienst. Sie fordern von Google, dass alle Gesichter, Kennzeichen und Hausnummern unkenntlich gemacht werden – damit die Privatsphäre gewahrt bleibt. Außerdem sollen die Bürger eine Veröffentlichung vorab verhindern können.
Was sagt Google zu den Bedenken? „Wir tun nichts Illegales und nehmen die Bedenken ernst“, sagt Keuchel. Kennzeichen und Gesichter würden automatisch unkenntlich gemacht. „Hausnummern lassen sich schwieriger herausfiltern, sie sind zu verschieden“, sagt Keuchel. Außerdem könnten Betroffene Google bitten, anstößige Inhalte oder Bilder vom eigenen Haus zu entfernen. Für Diebe sei das Bildmaterial wenig hilfreich, weil es bei Veröffentlichung sechs Monate alt sei und man nur Außenansichten sehe – keine Alarmanlage oder Fluchtwege. Daniel Kummetz
Zum Ausprobieren:
Sydney
Größere Kartenansicht
London
Größere Kartenansicht
Tour de France
Größere Kartenansicht
- Themen: