Google gegen China: Der Kampf der Giganten

Google fordert China heraus beim Kampf gegen die Zensur. Für die Menschen ändert das nicht viel, aber für die Welt: Die Machtfrage ist gestellt. Wer siegt im Kampf der Giganten? Die AZ erklärt, worum es geht.
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Löst Google seine chinesische Zentrale bald komplett auf?
dpa Löst Google seine chinesische Zentrale bald komplett auf?

Google fordert China heraus beim Kampf gegen die Zensur. Für die Menschen ändert das nicht viel, aber für die Welt: Die Machtfrage ist gestellt. Wer siegt im Kampf der Giganten? Die AZ erklärt, worum es geht.

PEKING Diese Machtprobe kann auf der Welt wohl nur einer mit China wagen: Google. Hier das Riesenreich der Mitte, dort die Großmacht aus der Onlinewelt. Der kalifornische Computerkonzern fordert die Machthaber in Peking jetzt auf noch nie dagewesene Weise heraus: Er widersetzt sich deren Zensuranordnungen. Die Kommunistische Partei schäumt. Und die Spannung steigt: Wer siegt im Kampf der Giganten? Die AZ erklärt, worum es geht.

Warum liegen Google und China im Clinch? Sie streiten seit langem um die Auflagen, die das Regime Google macht. Google muss dem Regime missliebige Suchanfragen herausfiltern. Wer also in China etwa Informationen über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens sucht, bekam bislang keinen Zugriff auf entsprechende Ergebnisse. Google hält dies für einen Verstoß gegen den Geist des Internets, akzeptierte aber zähneknirschend, um auf dem riesigen Markt präsent sein zu dürfen.

Was hat Google nun getan? Der Internetkonzern umgeht die Vorgaben durch einen Trick. Er zieht sich aus Peking zurück und verlagert sein Geschäft in die Sonderzone Hongkong. Die frühere britische Kronkolonie gehört zwar zu China, ist aber von Zensur ausgenommen. Wer die chinesische Startseite www.google.cn aufruft, wird also ab sofort auf www.google.com.hk umgeleitet – und hat dort zumindest theoretisch Zugriff auf alles, was er sucht.

Bringt das den Chinesen die neue Online-Freiheit? Kaum. Zwar wird in Hongkong nicht zensiert, sehr wohl aber greift der Staat an den Einfallstoren des Datenstroms ins Land zu. Das bedeutet: Wo Google sich bislang zurücknehmen musste, können nun die offiziellen Stellen aktiv werden: Staatszensur statt Selbstzensur. Doch das macht durchaus einen Unterschied: Bislang bekamen Festlands-Chinesen gesperrte Suchergebnisse gar nicht erst zu sehen. Künftig sehen sie die Google-Liste vollständig – und laufen beim Versuch, sie anzuklicken ins Leere. Es wird also klar erkennbar, wo zensiert wird.

Wie reagiert der Staat? China zeigt sich empört: Google umgehe die Abmachungen und verhalte sich „unerhört“. Theoretisch könnte China den kompletten Zugang zu Google Hongkong sperren. Das aber dürften sich die Machthaber zweimal überlegen: Es könnte Investoren verschrecken.

Gewinnt Google den Nervenkrieg? Zumindest scheint es zum Durchhalten entschlossen. Die Amerikaner sind geladen, seitdem sie Opfer eines Hackerangriffs wurden, hinter dem wohl Chinas Regierung steckt. Doch Kritiker machen darauf aufmerksam, Google habe in China weniger zu verlieren, als es scheint: Der Marktanteil liegt mit 35 Prozent deutlich unter dem anderer Länder. Marktführer in China ist das heimische Baidu.com. mue

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