Geiselnahme in Frankreich: Rachefeldzug bei BMW

Der Mann, der am Montag Geiseln bei BMW in Paris nahm, ist Wiederholungstäter – er war sauer, weil sein Auto zu langsam fuhr. Dabei war in seinem Rachefeldzug nicht nur Mord vorgesehen.
PARIS Ein älterer Herr, in elegantem Hemd und Hose gekleidet, berührt liebevoll die Motorhaube seines BMW. Kein ungewöhnliches Bild von einem Autonarren. Im Fall von Antonino F. erzählt es aber die tragische Geschichte eines gefährlichen Rauschs: Am Anfang ging es um Geschwindigkeit. Dann um Rache aus Unzufriedenheit. Denn Antonino F. soll hinter der Geiselnahme in der französischen BMW-Zentrale stecken, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtet. Das Motiv: Sein BMW fuhr zu langsam, er wollte Entschädigung.
Ein schnelles Auto – davon hatte der 60-jährige aus Maisse immer geträumt. 2002 glaubte er sich am Ziel seiner Wünsche: Er kaufte einen 5er BMW mit Dieselantrieb. Doch bei Tempo 160 war angeblich Schluss – das hatte er bei einer Fahrt durch Italien festgestellt. Schnell schlug F.’s Unzufriedenheit in einen Rachefeldzug gegen den Verkäufer und die deutsche Automarke um. Bereits 2006 soll der frühere Cafébesitzer Komplizen angeworben haben, damit diese den Verkäufer und dessen Familie umbringen, so „Le Parisien“. Die Mitwisser gingen zur Polizei, Antonino F. kam in Untersuchungshaft. Demnächst beginnt der Prozess.
Dabei war in seinem Rachefeldzug nicht nur Mord vorgesehen: 2005 verurteilte ein Gericht F. zu 15 Monaten Haft, weil er drei französischen BMW-Händlern Sprengstoffattrappen vors Tor gelegt hatte. Bereits zwei Jahre früher hatte er versucht, sich auf dem Gelände eines Autohändlers selbst zu verbrennen.
Am Montag schlug Antonino F. das nächste Kapitel auf: Er stürmte mit einem Gewehr die BMW-Zentrale am Stadtrand von Paris, legte Feuer und nahm die Empfangsdame als Geisel. Ihr soll er laut „Le Parisien“ erklärt haben, dass er den Direktor sprechen wolle – und sich ärgere, weil er auf der Autobahn von anderen Wagen überholt werde. Als die Polizei eingriff, ging alles sehr schnell: Antonino F. ergab sich ohne Gegenwehr. Bereits zuvor hatte die Polizei 200 Angestellte in Sicherheit gebracht. V. Assmann