Gefahr von rechts
Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über die Hintergründe der rechten Mordserie in ganz Deutschland.
Was wurde alles gemutmaßt. Sie hätten Schulden gehabt, die Opfer, Verbindungen zur Drogenmafia, zu Schutzgeld-Erpressern sowieso. All das, was halt so spekuliert wird, wenn die Ermittler keinen Schimmer haben. Und so hatten die Mordopfer immer ein bisschen Mitschuld. Die perfide Saat der Neonazi-Terroristen ging auf: Haben doch alle irgendwie Dreck am Stecken, diese Ausländer!
Nur ein Seitenaspekt ist das, eine Kleinigkeit im Vergleich zu der wesentlich entsetzlicheren Erkenntnis, mit der wir seit Freitag leben müssen: Es gibt eine organisierte, mörderische rechtsextreme Terror-Szene in Deutschland. Nicht nur versprengte Irre, die Heß-Geburtstag feiern, nicht nur Hooligans, nicht nur Glatzköpfe, die sich die Haare wachsen lassen und sogar in Parlamenten sitzen.
Was wissen eigentlich all die V-Leute in der Szene?
Die Überraschung über „die neue Dimension“ ist umso größer, als die Innenminister in Bayern und Bund nicht müde wurden, von Erfolgen zu reden, und dass man „den Linksterrorismus nicht vergessen“ dürfe. Richtig ist, dass in den fast zwölf Jahren seit dem Beginn der „Döner-Mord-Serie“ die Spur nach rechts nie gefunden wurde.
Hatten all die Staatsschützer, all die Landeskriminalämter, all die Verfassungsschützer so wenig Ahnung? Und das, obwohl doch die rechtsradikale Szene durchsetzt ist von V-Leuten. Wen informieren die eigentlich worüber? Es gibt viele Fragen, die unsere Sicherheitsbehörden in den nächsten Tagen beantworten müssen.
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