Gefängnis statt Glamour-Leben

Hamburg: Zwei Kiez-Größen wegen dubiosen Geschäften mit Krediten verurteilt
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Die Angeklagten Bashkim (l) und Burim Osmani begrüßen sich im Gerichtssaal.
dpa Die Angeklagten Bashkim (l) und Burim Osmani begrüßen sich im Gerichtssaal.

Hamburg: Zwei Kiez-Größen wegen dubiosen Geschäften mit Krediten verurteilt

HAMBURG Es ist der Stoff, aus dem Thriller-Autor John Grisham einen neuen Bestseller schreiben könnte. Er handelt von den Brüdern Osmani, die vor 20 Jahren angeblich mittellos aus dem Kosovo nach Hamburg kamen, ein Millionen-Imperium aufbauten und zu den oberen Zehntausend der Hansestadt gehören. Doch das Glamour-Bild des Clans trübt sich ein: Die Brüder Bashkim und Burim wurden gestern zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie sich Millionen-Kredite erschlichen hatten.

Doch, und da sind wir wieder in der halbseidenen Welt der Wirtschafts-Thriller: Die beiden verließen den Gerichtssaal nicht in Handschellen, wie gewöhnliche Kriminelle, sondern als – vorerst - freie Männer. Das hatten sie sich mit einer Millionen-Kaution erkauft.

Es ist eine widersprüchliche Welt, die sich den Richtern des Hamburger Landgerichtes während der sieben Monaten Verhandlungsdauer offenbarte: Zum einen gehören die beiden Angeklagten zur feinen Gesellschaft, investieren in großen Stil in Immobilien, haben ein kleines Grundstücks-Imperium erworben, wohnen in großbürgerlichen Villen. Sie sind – wie ihre beiden Brüder – smarte Geschäftsleute, Typ Businessman in teuren Anzügen und dicken Autos – mit besten Kontakten zu Wirtschaft und Politik.

Ihren Aufstieg hatten die Osmanis ausgerechnet in St.. Pauli begonnen, dem anrüchigen Vergnügunsgviertel Hamburgs, „Kiez“ genannt. Das dazu auch dunklere Geschäfte beigetragen haben, vermutet die Polizei seit langen – konnte aber dem Clan nie etwas beweisen. Beweise gibt es auch nicht in einem internen Papier des Bundesnachrichtendienstes, in dem von Beteiligung am Kraftfahrzeug-Schmuggel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Rauschgifthandel die Rede ist.

Darum ging es auch jetzt in dem Prozess nicht. Er war alles andere als spektakulär. Die Zuschauer bekamen in dem nüchternen Gerichtssaal wenig geboten, was nur im Entferntesten an Kiez, Sex oder Crime erinnerte. Kredite wurden mühsam abgeklopft, Geldströme zurückverfolgt und 34 Zeugen gehört. Die Angeklagten verfolgten jedes Detail am Laptop.

Die beiden Verurteilten hatten bei einer Volksbank im schleswig-holsteinischen Lauenburg zwischen 2003 und 2005 über Strohmänner Kredite in Höhe von etlichen Millionen Euro erschlichen. Für die Darlehen erhielt das Kreditinstitut keine ausreichenden Sicherheiten und wurde dadurch fast ruiniert. Das Geld floss in Bauprojekte in Hamburg, Hannover, Kroatien und Mazedonien. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft auf rund 27 Millionen Euro.

Angeklagte und Verteidigung stritten jede Schuld ab, trotzdem wurde der 44-jährige Burim wurde wegen Beihilfe zu Untreue und Betrugs zu insgesamt fünf Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, der 41 Jahre alte Bashkim wegen Beihilfe zu Untreue zu drei Jahren und neun Monaten.

Wie sagte ein Prozessbeobachter: „Auch Al Capone konnte nur wegen Steuerhinterziehung belangt werden.“ mh

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