Gefährliche Dauerbeschallung: Lärm macht krank

Dauerbeschallung führt zu Stress, Schlafstörungen und erhöhtem Herzinfarktrisiko. In München leben rund 190.000 in einer Umgebung, die sie langfristig gesundheitlich schädigt
Nachts fährt die Nachtlinie am Fenster vorbei, morgens beginnt der Autolärm. Auf dem Weg zur Arbeit den Ipod am Ohr, während im Büro das Telefongeklingel von Kollegen und vor dem Fenster eine Baustelle, nach Feierabend durch die Rushhour und dann noch in die Kneipe - im Alltag haben wir meistens den ganzen Tag laute Geräusche und Lärm um uns herum. Das stresst und kann ernsthaft krank machen.
Darauf soll der „Tag gegen den Lärm“, der am Mittwoch in München stattfindet (siehe unten) hinweisen.
Am gefährlichsten ist der Lärm n der Nacht: Schon Geräusche ab 30 Dezibel können da zu Schlafstörungen führen, ab 45 stößt der Körper vermehrt Stresshormone aus. Die Tiefschlafphasen ändern sich, es gibt mehr Wachphasen - da heißt, in einem lauten Schlafzimmer schlafen wird kürzer und schlechter.
Schlafstörungen können nicht nur zu Konzentrationsmangel, Müdigkeit führen, er begünstigt auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und erhöht das Herzinfarkt-Risiko. So hat eine Studie im Raum Köln bewiesen, dass Menschen, die Nachts Fluglärm ausgesetzt sind, einen höherem Blutdruck haben als anderen. Der hohe Blutdruck aber ist oftmals der Grund für Erkrankungen der Herzkranzgefäße und letztlich den Herzinfarkt. Auch tagsüber lässt Lärm unseren Blutdruck steigen. Laut dem Umweltbundesamt haben dadurch mindestens 13 Millionen Deutsche einen höheres Risiko für Herzerkrankungen. Schon ab 6o Dezibel tagsüber steigt der Blutdruck an. In München leben rund 190000 Menschen, die rund um die Uhr einer solchen Belastung ausgesetzt sind. Das heißt, auf Dauer müssen sie mit gesundheitlichen Einschränkungen rechnen. 41000, das sind rund drei Prozent der Münchner, müssen in ihrer Umgebung sogar mehr als 70 dB ertragen. Zugenommen hat über die Jahre die Dauer der Beschallung: So dauert die Rushhour, die Anwohner plagt, heut nicht mehr eine, sondern drei Stunden am Tag,
Eine zweite Folge von Lärm sind Hörschäden, das reicht von Schwerhörigkeit bis zum Ohrgeräusch (Tinnitus). Dabei verweisen die Experten immer wieder auf Diskotheken oder laute Beschallung über Kopfhörer, die die Ohren schädigen. Schon bei Kindern geht es los: Schon jedes achte Kind zwischen 8 und 14 Jahren hört lärmbedingt nicht mehr gut, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mitteilt. Der größte Lärmmacher ist der Straßenverkehr. Deswegen hat die Stadt München das Stadtgebiet genau untersuchen lassen. In Lärmkarten kann jeder Bürger nachsehen, wie laut seine Umgebung ist. Außerdem wurden 24 Gebiete ausfindig gemacht, die jetzt t auf spezielle Lärmschutzmaßnahmen hin geprüft werden sollen. Der Stadtrat will sich besonders um die Gebiete kümmern, an denen tagsüber mindestens 70 Dezibel erreicht werden und nachts mehr als 60. Das ist oftmals am Mittleren Ring der Fall, aber auch an den großene Straßen wie Tegernseer Landstraße, Prinzregentenstraße etc. Nicht nur Schallschutzanlagen können helfen, auch ein anderer Straßenbelag kann Lärm dämpfen.
Die Deutsche Gesellschaft für Akustik, die den Tag gegen den Lärm mitveranstaltet, empfiehlt nicht nur, genau darauf zu achten, wie laut der Kopfhörer oder der Fernseher eingestellt sind. Sie rät auch zu ganz bewusste Ruhe-Pausen: Zu Hause auch einfach mal ohne Musik oder andere Hintergrundgeräuschen der Stille zuhören.
Tina Angerer
Die Lärmkarte der Stadt können Sie unter (www.muenchen.de/Lärm) anrufen