Gefährdeter Planet, starke Viren: Klimawandel macht krank
Dengue-Fieber und Chikungunya-Virus befinden sich auf dem Vormarsch. Der Klimawandel bereitet auch in Deutschland immer mehr Menschen gesundheitliche Probleme.
Zu den gesundheitlichen Problemen, die der Klimawandel hervorruft, gehören unter anderem die Austrocknung von Patienten und Herz-Kreislauf-Probleme älterer Menschen, sagte Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts. Er wies auf einer Veranstaltung der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung zum Weltgesundheitstag 2008 in Berlin auch auf die weltweit zunehmende Gefahr importierter Krankheitserreger hin.
So würden in Deutschland zunehmend importierte Infektionen durch Erreger des Dengue-Fiebers beobachtet. Hacker verwies außerdem auf das Chikungunya-Virus, das etwa durch die Asiatische Tigermücke übertragen wird. Diese Mückenart sei nun auch nördlich der Alpen anzutreffen. 2007 habe es in Norditalien und damit zum ersten Mal in Europa einen langdauernden Chikungunya-Ausbruch gegeben. Symptome der oft tödlichen Krankheit sind hohes Fieber und starke Gelenk- und Muskelschmerzen.
Verschiebung nach Norden
Auch die zunehmende Zahl von Hantavirus-Fällen in Deutschland sei mit fast 2.000 gemeldeten Erkrankungen 2007 besorgniserregend. Milde Winter haben laut RKI die Vermehrung der Rötelmäuse stark begünstigt, die Wirte der Viren sind. Die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) hat sich nach RKI-Angaben in den vergangenen zehn Jahren etwa 100 Kilometer nach Norden geschoben. «Wir sehen auch eine Zunahme von allergischen Erkrankungen», sagte Hacker. In vielen Fällen sei der Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Gesundheitsrisiken aber noch nicht exakt erforscht.
Krankheitsanstieg temperaturabhängig
Darminfektionen nehmen den Angaben zufolge ebenfalls zu. Diese würden vielfach durch verdorbene Lebensmittel und kontaminiertes Wasser verursacht. Hacker verwies auf die gestiegene Zahl von Durchfallerkrankungen durch Campylobacter-Infektionen in Deutschland.
«Erste Analysen deuten darauf hin, dass der ungewöhnlich frühe Anstieg der Campylobacter-Fälle im Jahr 2007 durch die relativ hohen Temperaturen mitbedingt war.» Die Verbraucher sollten Lebensmittel kühl halten und sich vor verunreinigtem Wasser in Acht nehmen.
Abgeleitete Sekundärprobleme
Insgesamt sei die Geschwindigkeit, mit der die globale Erwärmung voranschreite, besorgniserregend, sagte der RKI-Chef. Die gesundheitlichen Probleme seien davon abgeleitete «Sekundärprobleme», die in ihrer «Fülle noch nicht absehbar» seien. «Es leiden vor allem die Gesellschaften der südlichen Länder in den tropischen Regionen, aber auch bei uns ist Vorsicht geboten.» (nz/dpa)
- Themen:
- Robert-Koch-Institut