Fünf Fakten rund ums Impfen

Infektionskrankheiten lauern überall: Das merken wir gerade jetzt, wenn pünktlich zum Herbstbeginn die krankheitsbedingten Ausfälle wieder stark ansteigen. Doch muss das wirklich so sein, dass sobald die Temperaturen kühler werden, alle flach liegen und krank sind? Das bayerische Gesundheitsministerium hat in München den neuen Masterplan Prävention vorgestellt. Darin wurde ein Fahrplan mit zehn strukturellen Zielen vorgestellt, die die Gesundheit im Freistaat stärken sollen.
In dem vorgestellten Papier wird deutlich, dass auch das Impfen - neben einem gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung sowie Vorsorge für die mentale Gesundheit - ein wichtiges Präventionsthema ist, dem von allen Seiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Unter anderem sprach die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) davon, dass in den kommenden Jahren der Fokus darauf liegen soll, wie jeder einzelne einen Beitrag zu einem neuen Gesundheitssystem liefern kann. Dieser individuelle Beitrag kann zum Beispiel das Impfen sein - diese fünf Fakten sprechen dafür.
Darum funktioniert Impfen
Jeder Mensch verfügt über ein angeborenes Immunsystem. Dieses bietet eine Art Basisschutz gegen Krankheitserreger und schädigende Einflüsse aus der Umwelt. Doch in einer sehr schnelllebigen Welt reicht dieser angeborene Schutz oft nicht aus, da sich Viren und Bakterien teilweise sehr schnell verändern. Da der Körper zudem über ein erworbenes Immunsystem verfügt, das sich an Erreger anpassen kann, sind Impfungen so wirkungsvoll. Denn durch sie kann dieser lernfähige Teil gezielt trainiert werden.
Impfungen retten Leben
Dass Impfen nicht nur vor Ansteckung schützt, sondern auch davor, dass Krankheiten richtig gefährlich werden, zeigt ein Blick in die Geschichte. Jahrhundertelang waren Infektionskrankheiten früher eine der häufigsten Todesursachen. Diese haben allerdings durch den medizinischen Fortschritt, Impfungen und andere Behandlungsmöglichkeiten wie Antibiotika und antiinfektiös wirkende Medikamente ihren Schrecken verloren. So gelten beispielsweise die Pocken nach einer weltweiten Impfkampagne der WHO seit 1980 als ausgerottet. In Europa konnte zudem die Kinderlähmung (Polio) seit 2002 fast vollständig eliminiert werden. Dank Impfungen gibt es in Deutschland fast keine Fälle mehr von Diphterie, Tetanus, Hirnhautentzündung, Masern, Röteln und Mumps.
Schutzschild gegen schwere Krankheitsverläufe
Es lässt sich nicht vermeiden, dass man auch trotz Impfung an einer Infektion erkrankt. Allerdings wird der Krankheitsverlauf einer Grippe oder Corona durch eine vorsorgliche Impfung in der Regel viel milder. Das ist einer der Gründe dafür, warum zum Beispiel in Bayern mehr Fokus auf Impferinnerungssysteme gelegt werden soll, damit man wichtige Impfungen nicht vergisst und up to date bleibt, was man gerade als Präventivmaßnahme unternehmen kann. So ist man jeden Herbst besser vor der nächsten Grippe-Welle gewappnet.
Impfstoffe sind sicher
In der Regel werden Impfstoffe jahrelang getestet, bevor sie zugelassen werden. Danach werden sie von verschiedensten Stellen im Gesundheitssystem genauestens überwacht. Es gibt dazu beispielsweise ein etabliertes Meldesystem für Nebenwirkungen, über das laufend geprüft wird, wie sicher die verschiedenen Impfstoffe sind. Über die Sicherheit von Impfungen wie zum Beispiel gegen FSME oder HPV sollen in Zukunft in Bayern Aktionen wie ein jährlicher Präventionstag in Schulen und anderen Einrichtungen aufklären.
Mit einer Impfung andere schützen
Wer sich impfen lässt, schützt automatisch nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Viele Krankheiten, wie zum Beispiel Masern, gelten als extrem ansteckend. Wenn sich genügend Menschen gegen Masern impfen lassen, haben die Viren eine viel geringere Chance sich auszubreiten. Dadurch entsteht eine sogenannte Herdenimmunität, die dazu beiträgt, dass auch die geschützt werden, die nicht geimpft werden können.
So heißt es im Masterplan Prävention auch: "Bayern kann bei den Impfquoten noch besser werden, beispielsweise bei der Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) oder gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Influenza ('Grippe')". Das ist allerdings nicht nur für Bayern so: Während der EU-Durchschnitt bei der Grippeimpfung zum Beispiel bei 47,1 Prozent liegt, sind es in Deutschland lediglich 40,4 Prozent - jeweils bezogen auf die stark gefährdete Gruppe der Über-65-Jährigen.
Last, but not least: Impfen hilft auch der schwächelnden Konjunktur. Diverse Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Krankenstand und Wirtschaftsleistung - und dank Prävention sollen die Menschen seltener krank werden. Entsprechend soll Vorsorge nicht länger als ein "Nice to have" betrachtet werden, sondern den Weg von der "Reparaturmedizin" zur Gesunderhaltung ebnen, wie die Arbeitsgruppe aus verschiedenen Experten auf der Presskonferenz klarstellte. Daher sollen in Bayern unter anderem das Thema Impfberatung und die Impfakzeptanz in den nächsten Jahren gestärkt werden - als zwei von mehr als 250 konkreten Maßnahmen.