Frostiges Fest

MÜNCHEN - Glatteis statt Speiseeis, Regenschirm statt Sonnenbrille, die Ostereier hinter dem Ofen statt im Garten - und das alles bei Minus fünf Grad: Ostern ist heuer so kalt wie 1970 und so früh wie 1913.
Hoffentlich haben Sie heuer gut haftende Farben für Ihre Ostereier. Denn weiße im Garten versteckte Eier werden Sie womöglich nicht wieder finden. Denn Ostern wird weiß. Und laut Meteorologen so „ungemütlich und fies“ wie seit Jahren nicht mehr. Frohe Frostern! Ein Grund für die niedrigen Temperaturen: Heuer ist Ostern so früh wie selten im Jahr. Verantwortlich dafür ist eine Kirchenversammlung, die vor genau 1683 Jahren stattfand. Auf dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurde festgelegt, dass Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond stattfindet, also jedes Jahr irgendwann zwischen dem 22. März und dem 25. April.
Dieses Jahr haben wir Pech: Ostern fällt so früh wie zuletzt vor 95 Jahren. Das nächste Mal, dass Ostern so zeitig im Jahr steigt, wird im Jahr 2160 sein. Auf gut deutsch: Es dauert noch ein bisserl. Aber weil der Termin so früh fällt, erinnert das Wetter eher an Winter – auch wenn heute um 6.48 Uhr astronomischer Frühlingsbeginn ist.
Schnee statt blühende Blümchen
Statt blühender Blümchen gibt’s dieses Jahr zu Ostern Schnee. Schon heute wird’s kalt, glatt, und selbst in den tiefen Lagen schneit’s ab und zu. Wintersportler können sich freuen: Allein heute fallen in den Alpen zehn bis 20 Zentimeter Neuschnee! Am Freitag zieht Tief Johanna ab, Melli kommt – und bringt noch übleres Wetter: „Regen und Graupel den ganzen Tag über, die Schneefallgrenze steigt am Karfreitag auf etwa 1000 Meter, dazu wird es windig“, prophezeit Jürgen Schmidt, Diplom-Meteorologe bei „Weathernews Deutschland“. Ein Mann aus dem Saarland hatte sich für 199 Euro die Namensrechte an dem Islandtief gesichert – seine Ehefrau heißt Melanie.
Die frostige Botschaft der Meteorologen: Wenn Melanie sich am Wochenende verkrümelt, strömt kalte Polarluft nach Europa. Das bedeutet für Bayern: Samstag, wenn in den Hotels Bettenwechsel und viele auf Bayerns Straßen unterwegs sind, wird’s vorübergehend ein bisschen trockener, Sonne und Graupelschauer wechseln sich bei sechs, sieben Grad ab. Der Ostersonntag wird wieder grauslig: Schneeregenschauer und Temperaturen nur knapp über null Grad.
„Am Montag ändert sich nicht viel“, sagt Schmidt, „und bis Mitte der Woche geht es dann kalt weiter.“ Frost im Frühjahr – keine Seltenheit: „Wenn der Winter recht mild war, schlägt er im Frühling noch mal zu.“ Na bravo! Damit erwartet uns ein Osterfest wie 1970, das als kältestes überhaupt in die Geschichte einging. Damals lagen die Höchstwerte bei knapp über null Grad, die Tagesminima betrugen um die minus fünf Grad. Schade eigentlich, denn es geht auch ganz anders: Im Jahr 2000 wurden an Ostern Höchstwerte über 25 Grad gemessen, in Potsdam sogar über 30 Grad.
Hoffen wir mal auf nächstes Jahr: Da fällt Ostern auf den 12. April.
Daniela Transiskus