Freiwillige behindern Bergung nach Erdbeben in China
Peking - Viele Menschen seien nach den schockierenden Bildern im Fernsehen über das stärkste Erdbeben seit Jahren in der Provinz Yunnan in die Region aufgebrochen, sagten Rettungskräfte dem Staatsfernsehen CCTV am Donnerstag. Aber die selbst ernannten Retter verschlimmerten die Situation im Erdbebengebiet nur.
Die Erschütterungen vom Sonntag waren die stärksten seit 14 Jahren in der Provinz Yunnan. Mindestens 589 Menschen waren nach dem Beben am Sonntag laut Behördenangaben ums Leben gekommen. Mehr als 2800 Menschen wurden verletzt.
Gerade junge Menschen hätten sich auf den Weg zu den Dörfern in der Nähe des Epizentrums gemacht, sagte ein Einsatzleiter dem Sender CCTV. Mit ihren Autos blockierten sie nun die ohnehin stark beschädigten Straßen in die Unglücksregion in der Gemeinde Ludian rund 370 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Kunming. Die Freiwilligen seien zwar hochmotiviert, aber sie hätten keine Ahnung, wie eine Bergung ablaufe. Sie erreichten die Region mit wenigen Nahrungsmitteln und seien dann selbst auf die ohnehin knappen Hilfsgüter angewiesen.
Sogar Chinas Staatsrat schaltete sich ein. In einer landesweiten Mitteilung schrieb die Behörde: "Nicht-professionelle Hilfsorganisationen, Freiwillige, Touristen usw. sollten nicht in das Katastrophengebiet gehen." Anstatt die Arbeit der Profis vor Ort zu behindern, sollten engagierte Bürger lieber für die Erdbebenopfer Geld spenden. Chinesische Medien hatten berichtet, dass Hunderte Freiwillige in die Region aufgebrochen waren.
Tausende Soldaten und paramilitärische Einheiten koordinieren die Bergungsaktion in Chinas Südwesten. Spezialkräfte hatten in den vergangenen Tagen verschüttete Straßen geräumt, und die Stromversorgung in weiten Teilen der Unglücksregion wieder hergestellt. Zehntausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Soldaten erreichten in der Nacht auf Donnerstag erstmals den abgelegenen Ort Ganjiazhai. Das Beben hatte einen Erdrutsch ausgelöst, der einen Teil des Dorfes unter sich begraben hatte. Aus den Trümmern bargen die Einsatzkräfte nur noch neun Leichen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf Militärangaben berichtete. Gerade in abgelegenen Dörfern werden noch Verschüttete unter Trümmern vermutet.