Flüchtlings-Boot: Drama vor Lampedusa
Seit Wochen strömen Bootsflüchtlinge aus Afrika auf die Insel Lampedusa – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Die Überfahrt ist gefährlich. Wieder kenterte ein Boot – wahrscheinlich kamen über 100 Menschen ums Leben.
Rom/Lampedusa – Flüchtlingstragödie im Mittelmeer: Nach dem Kentern eines überladenen Bootes im Sturm vor der süditalienischen Insel Lampedusa befürchteten Rettungsmannschaften bis zu 150 Tote. 20 Leichen waren bis Mittwochmittag geborgen. Es handelt sich bei den Opfern nach Informationen der italienischen Küstenwache um Nordafrikaner aus Eritrea und Somalia, die vor zwei Tagen aus Libyen geflohen waren.
Das nach Angaben der Behörden nur 13 Meter lange und mit Immigranten überfüllte Fischerboot war in der Nacht zum Mittwoch zwischen Malta und Lampedusa in einen schweren Sturm mit hohem Seegang geraten und gekentert. Die etwa 200 Flüchtlinge seien dabei über Bord gegangen, lediglich 48 konnten bis zum Morgen gerettet werden. Darunter sind nach italienischen Medienberichten auch Schwerverletzte. Die überlebenden Schiffbrüchigen wurden nach Lampedusa gebracht und sollen dort betreut werden.
Drei Motorschiffe, ein Flugzeug und ein Helikopter der italienischen Küstenwache suchten am Vormittag verzweifelt nach weiteren Überlebenden. Auch ein maltesisches Flugzeug beteiligte sich an der Rettungsaktion etwa 40 Seemeilen von Lampedusa entfernt. Man müsse aber annehmen, dass viele der bis zu 150 Vermissten ertrunken seien, hieß es von den Behörden. Heftiger Nordwestwind und hoher Seegang der Stärke 6 erschwerten die Suchaktion.
Nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt ist Lampedusa seit langem für viele Verzweifelte ein „Tor nach Europa“. Seit Beginn der Unruhewelle in Nordafrika und dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali strömten über 18 000 großteils tunesische Wirtschaftsflüchtlinge allein nach Lampedusa. Immer mehr Flüchtlinge kommen auch aus dem Kriegsgebiet in Libyen.
Die Überfahrt übers Mittelmeer gilt als extrem gefährlich. Oft sind die Boote der Immigranten aus Nordafrika wenig seetauglich, fast immer sind sie völlig überladen. Viele der Afrikaner können nicht schwimmen. Von den Katastrophen erfährt man in Europa oft nur, wenn es Überlebende gibt, oder durch im Meer treibende Leichen.
- Themen:
- Flüchtlinge