Fix und Foxi fix und fertig

Der Verlag Tigerpress meldet überraschend Insolvenz an. Ob die kreuzbraven Comic-Füchse überleben, ist derzeit noch unklar. Vielleicht täte ihnen ein bisschen Tollwut gut
von  Abendzeitung
Fix (links) und Foxi halten sich garantiert an die Straßenverkehrsordnung.
Fix (links) und Foxi halten sich garantiert an die Straßenverkehrsordnung. © Ehapa

Der Verlag Tigerpress meldet überraschend Insolvenz an. Ob die kreuzbraven Comic-Füchse überleben, ist derzeit noch unklar. Vielleicht täte ihnen ein bisschen Tollwut gut

Opfer der Finanzkrise stellt man sich normalerweise anders vor, jedenfalls nicht als tortenbackende und nudelholzschwingende Wölfin namens Oma Eusebia oder halbhalbstarke und extremzahme Füchse. Doch genau das ist jetzt passiert: „Fix und Foxi“ sind fix und fertig. Der Verlag Tigerpress, der den deutschen Traditionscomic bislang herausgab, hat beim Hamburger Amtsgericht Antrag auf Insolvenz gestellt, berichtet das Branchenmagazin „Kontakter“. Wo und ob die beiden Jux-Füchse wieder erscheinen, sei derzeit unklar.

Fest steht, dass immer weniger Menschen die Geschichten aus dem beschaulichen Fuxholzen lesen wollten: Die Auflage war von einst 400.000 Exemplaren auf zuletzt 11.000 gesunken, auch die Anzeigenerlöse sollen „gänzlich zusammengebrochen“ sein.

So aufmüpfig wie ein Pfarrbrief in Gilching-Argelsried

Dabei schrieben „Fix und Foxi“ jahrzehntelang Erfolgsgeschichten, über 750 Millionen Comics wurden seit 1953 in Deutschland verkauft. Der Leipziger Rolf Kauka, 2000 verstorben, hatte sie als kreuzbrave Antwort auf die frechere Konkurrenz aus den USA konzipiert.

Die „pfiffigen Füchse“, wie er sie nannte, kamen daher allerdings auch nur so aufmüpfig rüber wie ein Pfarrbrief in Gilching-Argelsried und gaben eher uncoole Dinge von sich wie „Respekt vor dem Dampfschiff!“, „Da ist doch was oberfaul“ oder „Blinder Eifer schadet nur“. Daran änderte auch Kumpel Lupo nichts, der zwar für wohl dosierte Aufregung sorgte, dafür aber regelmäßig vom „Schutzmann“ oder anderen Autoritäten zur Räson gebracht wurde.

„Die obszöne Sex-Biene Madonna“

Dazu passt schon das erste Aus der Zeitschrift, das 1995 passierte: Damals hatte sich Kauka, ein deutschnationaler Konservativer, der „Asterix und Obelix“ hierzulande zeitweise in „Siggi und Babarras“ umtaufte, mit den neuen Verlegern überworfen. Grund: „die obszöne Sex-Biene Madonna“ kam im Heft vor, ebenso das „höchst unmoralische“ Lied „Küssen verboten“ von den „Prinzen“. Auweia.

Nach Kaukas Tod übernahm Ehefrau Alexandra das Zepter, ließ die Füchse 2005 wieder aus dem Bau und sie weiter pädagogisch wertvoll „Kameradschaft, Ehrlichkeit und Gemeinschaftssinn“ predigen. Das will nur offenbar keiner lesen. Sollen „Fix und Foxi“ in Zukunft wirtschaftlich überleben, täte ihnen vielleicht ein bisschen Tollwut gut.

Timo Lokoschat

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