Fitness für Faule: Gesucht wird die innere Mitte

Das Fitness-Studio gibt es auch zu Hause - und zwar auf der Konsole. Fit werden mit Yoga, Liegestützen und Joggen. Eine AZ-Reporterin testet die Wii. Mit dem Controlstick zum Muskeltraining.
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AZ-Reporterin Anne Kathrin Koophame trainiert mit der Wii
Martha Schlüter AZ-Reporterin Anne Kathrin Koophame trainiert mit der Wii

Das Fitness-Studio gibt es auch zu Hause - und zwar auf der Konsole. Fit werden mit Yoga, Liegestützen und Joggen. Eine AZ-Reporterin testet die Wii. Mit dem Controlstick zum Muskeltraining.

"Cybersport-Verletzung“. So steht es in meiner Kartei beim Orthopäden. „Verursacht durch ein Tennismatch auf der Nintendo Wii“, könnte ich hinzufügen. Mit dem Controlstick in der Hand war ich vor drei Jahren an Weihnachten vor der Konsole gehüpft, schwang den virtuellen Schläger zum Schmetterball – leider auf die Kante des Fernsehers, mit den Fingern voran: Kapselverletzung.

Seitdem war Ruhe in meinem Konsolen-Sportleben. Tennis, Bowling, Baseball – allenfalls vom Sofa aus, mit Distanz zum Fernseher, lieferte ich mir mit „Wii Sports“ Matches gegen virtuelle Figuren.

Doch jetzt stehe ich wieder vor meinem Fernseher. Für das Spiel „Wii Fit“, in dem es neben Muskel-, Balance- und Aerobictraining auch Yoga für daheim gibt. Genau das richtige, um abends runter zu kommen – dachte ich.

Als erstes erzählt mir das Plastikbrett, das so genannte Balance-Board, am Boden: „Bitte stelle dich auf mich“. Als ich drauftrete ächzt es „Oh“, dann: „Ich meeeese“. Weniger später prangt auf dem Bildschirm mein Gewicht. Nein, dezent ist die Wii nicht – auf zur ersten Übung.

Der Baum: Auf einem Bein balancieren, das andere ans Knie legen, Arme strecken. Mein virtueller Trainer turnt vor, ich nach. Und während ich versuche, meine innere Mitte zu finden, lobt mein Trainer. „Tolle Balance. Spürst du, wie sich die Muskeln dehnen?“ Nicht wirklich. Am Ende gibt's drei Sterne und die Auszeichnung „Yoga-Trainer“.

Hoch motiviert geht's zum Joggen. Dabei laufe ich minutenlang auf der Stelle. Ich ziehe die Rollos runter. Meine Nachbarn sollen nicht neben einer Verrückten wohnen.

Weiter zu den Muskelübungen. Die Kniebeugen bringe ich noch schwitzfrei hin. Doch dann: Liegestützen mit eingestreuten Seitstützen. Zehn Stück. Nach sechs klebe ich mit der Nase am Board. „Ich würde es begrüßen, wenn du weitermachst“, flötet mein Trainer. Cyber-Drill. Am Ende bekomme ich die Wertung „Sitzgemüse“ und der Trainer verabschiedet mich mit: „Klasse, das hast du gut gemacht.“ Sein Gedächtnis scheint nicht sehr gut zu sein.

„Die Wii ersetzt keinen normalen Ausdauersport wie Joggen oder Tennis“, sagt Birgit Böhm von der Sport-Fakultät der TU München. In einer Studie hat der Lehrstuhl getestet, was ein Training mit der Wii Fit wirklich bringt. Böhms Fazit: „Wer täglich mehr als eine halbe Stunde spielt, hat einen leichten Fitness-Effekt.“ Vorausgesetzt, man schummelt nicht. Das geht nämlich bei den Übungen einfach.

Doch besser als auf dem Sofa sitzen ist Wii Fit allemal. „Mit der Wii ist man zeitlich flexibel, keiner schaut zu. Gerade Einsteigern ist das wichtig“, sagt Böhm. „Der Nachteil ist aber, dass man keine Mit-Sportler hat. Wer alleine trainiert, braucht Disziplin.“

Die Wii-Disziplin ist auch bei mir am dritten Abend schwach. Dafür kann ich jetzt schon sieben Liegestützen am Stück. Ich arbeite daran – aber lieber im realen Sportclub. Anne Kathrin Koophamel

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