Festnahmen nach Seilbahn-Unglück: Waren die Notbremsen manipuliert?

Nach dem Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore soll es drei Festnahmen gegeben haben, das berichten mehrere italienische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. "Fotos zeigen, dass das Notbremssystem offenbar manipuliert war", so die leitende Staatsanwältin. Die Beschuldigten haben Geständnisse abgelegt.
von  AZ
Rettungskräfte arbeiten am Wrack einer abgestürzten Gondel, die in einem Waldstück liegt. Beim Absturz der Gondel einer Seilbahn am norditalienischen Lago Maggiore haben 14 Menschen ihr Leben verloren.
Rettungskräfte arbeiten am Wrack einer abgestürzten Gondel, die in einem Waldstück liegt. Beim Absturz der Gondel einer Seilbahn am norditalienischen Lago Maggiore haben 14 Menschen ihr Leben verloren. © dpa/Vigili del Fuoco Firefighters

Rom/Stresa - Nach dem Absturz einer Gondel in Norditalien bleibt die Frage nach dem Warum. Die Ursache ist weiterhin ein Rätsel. 

Ursache für Gondel-Unglück noch unklar

Wie konnte die Gondel abstürzen? In der italienischen Presse wurde von einer halbstündigen Unterbrechung des Bahnbetriebs am Samstag, einen Tag vor dem Unglück, berichtet. Erst seit Samstag dürfen Seilbahnen in ganz Italien im Zuge von Lockerungen der Corona-Beschränkungen wieder Ausflügler transportieren. Die wegen fahrlässiger Tötung ermittelnde Staatsanwältin sagte laut Agenturberichten, man werde die Unterbrechung untersuchen, wisse aber noch nicht, ob sie etwa mit dem Unfall zu tun habe. Ermittelt wird zudem, weshalb das Notbremssystem nicht funktioniert hatte.

Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte außerdem das Video einer Überwachungskamera, das den Unfall zeigt. Darauf sei zu sehen, wie sich die Gondel am Sonntag kurz vor der Bergstation am Monte Mottarone befunden habe, als plötzlich ein Seil riss und die Kabine talwärts abstürzte, sagte die Staatsanwältin im italienischen Fernsehen. Mehrere der 15 Passagiere wurden aus der Gondel geschleudert. Sie blieb am Ende völlig zerstört an einem Baum hängen. Für die Rettungskräfte war der steile Waldhang schwer zugänglich.

13 Menschen starben an der Unglücksstelle

13 Menschen - Italiener und eine israelische Familie - starben noch an der Unfallstelle. Zwei schwer verletzte Kinder wurden per Rettungshubschrauber in eine Klinik in Turin geflogen, wobei eines noch am Abend starb. Nur ein kleiner Junge, der bei dem Unglück seine Eltern verlor, überlebte.

In der Nacht auf Mittwoch soll es jetzt drei Festnahmen gegeben haben. Mehrere italienische Medien berufen sich auf Infos der Staatsanwaltschaft. Laut der Tageszeitung "La Stampa" handelt es sich um den Eigentümer der Betreibergesellschaft der Seilbahn "Ferrovie del Mottarone", den Direktor sowie den Cheftechniker des Unternehmens. Sie seien um kurz vor vier Uhr nachts nach Verbania in Untersuchungshaft gebracht worden. Alle drei hätten inzwischen Geständnisse abgelegt.

"Fotos zeigen, dass das Notbremssystem offenbar manipuliert war"

Die leitende Staatsanwältin Olimpia Bossi erklärte: "Fotos zeigen, dass das Notbremssystem offenbar manipuliert war in dem Sinne, dass die Metallgabel, die die Bremsen blockierte, dort fixiert worden war. Die Untersuchung hat bisher ergeben, dass das geschehen ist, um Verspätungen der Seilbahn zu verhindern."

Hat es mit der Seilbahn  Fehlfunktionen gegeben?

Gab es etwa in der jüngeren Vergangenheit Fehlfunktionen? Bossi weiter: "Um diese Probleme auszuschalten, haben die Betreiber in vollem Wissen der Chefs die Metallgabel nicht entfernt. Als das Seil riss, versagte also das Notbremssystem."

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