Familientragödie mit drei Toten: Es war wieder ein Waffennarr

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Rasend vor Eifersucht: Ein 40-Jähriger Forstwirt richtet in seiner Familie ein Blutbad mit drei Toten und mehreren Verletzten an. Der Waffennarr besaß mehrere Schusswaffen
HILDESHEIM Einen Waffenbesitzschein hat er erst beantragt, aber noch nicht erhalten. Christian H. hatte vor, irgendwann einmal Mitglied in einem Schützenverein zu werden – und hatte trotzdem schon illegal drei Waffen in seinem Besitz. Mit einer von ihnen richtete der 37-jährige Mann im niedersächsischen Hornsen ein Blutbad an. In rasender Wut erschoss er seine Lebensgefährtin Cornelia K. und den gemeinsamen achtjährigen Sohn Niklas. Im Kugelhagel teilweise schwerverletzt wurde drei weitere Kinder. Der Forstwirt tötete sich durch einen Kopfschuss selbst.
Unter „krankhafter Eifersucht“ habe der Mann gelitten, sagte eine Freundin des Paares aus. Diese könnte am Mittwoch auch der Auslöser gewesen sein. Denn die 40-Jährige wollte am Abend ausnahmsweise mal etwas unternehmen, so eine der Bekannten, war im Nachbort Seesen mit ihren Freundinnen in einer Pizzeria zum Ratschen verabredet. Allein ohne ihn etwas zu unternehmen, erlaubte der Mann seiner Partnerin praktisch nie. An diesem Abend verhinderte es auf dramatische Weise.
Gezielte Schüsse auf seine Opfer
Zunächst tötete er die bereits im Auto sitzende Frau mit drei Schüssen. Anschließend stürmte er in das schmucke Einfamilienhaus. Dort feuerte er gezielt auf den gemeinsamen achtjährigen Sohn Niklas, die 14-jährige Tochter Julia und den 16 Jahre alten Sohn Philipp seiner Lebensgefährtin sowie den 15-jährigen Florian, einen Freund der Kinder. Unverletzt blieb die sechsjährige Tochter Myria und Florians Mutter, die sich ebenfalls im Haus aufhielten.
Julia erwachte gestern aus dem künstlichen Koma, und auch der Florian ist offenbar über den Berg. Sohn Philipp befand sich aber noch immer in einer kritischen Verfassung.
Die Mutter des Freundes konnte sich mit den verletzten Kindern und der unverletzten Sechsjährigen aus dem Haus zu Nachbarn retten. Wenige Minuten nach der dramatischen Flucht starb der Achtjährige in dem Nachbarhaus.
Eine Flinte lag unter dem Bett des Waffennarren
Der Täter hatte drei Waffen in seinem Haus. Neben der Tatwaffe – eine halbautomatische amerikanische Ruger-Pistole (das Foto zeigt sie in Orgiginalgröße) – fanden die Beamten eine Doppelflinte unter dem Bett des Paares und eine Signalpistole, sagte Oberstaatsanwalt Bernd Seemann.
Der Mann sei kein Jäger gewesen, und als Forstwirt habe er keine Schusswaffen mit sich führen dürfen.
„Der Schütze hat einen Waffenschein beantragt, diese Waffen waren allerdings noch nicht eingetragen, so dass hier hier von illegalem Besitz auszugehen ist“, sagte Seemann. Der Mann wollte nach Angaben Seemanns offenbar Mitglied eines Sportschützenvereins werden.
Gegen den Täter hatte die Polizei 1998 wegen Bedrohung ermittelt. Das Verfahren sei jedoch eingestellt worden und habe nach derzeitiger Kenntnis nichts mit der Tat zu tun, betonte Seemann. Die Hintergründe des Familiendramas seien zwar noch nicht geklärt. „Es gibt aber Hinweise auf Konflikte in der Beziehung sowie Eifersucht des Schützen aber auch wirtschaftliche Schwierigkeiten innerhalb der Familie“, sagte der leiter der Mordkommission, Guido Nolte.
Erst zuletzt – nach dem Amoklauf von Winnenden – war die Diskussion über den illegalen Besitz von Waffen und den fahrlässigen Umgang mit ihnen aufgekommen. Auch Todesschütze Christan H. besaß seine Waffen illegal – in Deutschland leider keine Seltenheit. Nach Schätzungen von Experten sind hierzulande rund 20 Millionen Schusswaffen nicht legal. mh
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