Fall Tugce: Sanel M. (18) steht vor Gericht
Darmstadt - Rund fünf Monate nach dem gewaltsamen Tod der Studentin Tugce hat am Freitag der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter vor dem Landgericht Darmstadt begonnen. Der 18 Jahre alte Sanel M. muss sich vor dem Landgericht Darmstadt wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten.
Gleich zu Beginn des Prozesses entschuldigte sich Sanel M. bei der ebenfalls im Gerichtssaal anwesenende Familie von Tugce. Er habe Tugce in der Tatnacht tatsächlich eine Ohrfeige gegeben, habe aber niemals die Absicht gehabt, die junge Frau zu töten. Was passiert ist, tue ihm unendlich eid, so der 18-Jährige.
Er sitzt seit der Tatnacht Mitte November in Untersuchungshaft. Er soll die 22-Jährige auf einem Parkplatz vor einem Schnellrestaurant mit der flachen Hand so geschlagen haben, dass sie stürzte und ins Koma fiel, aus dem sie nicht mehr erwachte.
Der Angeklagte wird sich voraussichtlich zu den Vorwürfen äußern. "Er bereut und es tut ihm unglaublich leid", sagte sein Anwalt. Der Anwalt von Tugces Familie sagte, bislang habe sich der Angeklagte aber nicht entschuldigt.
Die Jugendkammer will am ersten Verhandlungstag zudem 2 von insgesamt etwa 60 Zeugen hören. Außerdem soll sich der Vater von Tugce äußern können. Die Familie der getöteten Lehramtsstudentin aus Gelnhausen im Südosten von Hessen ist als Nebenkläger im Gerichtssaal vertreten.
Freunde von Tugce haben zum Prozessbeginn eine Mahnwache gegenüber dem Gerichtsgebäude angekündigt. Sie erwarten einige Hundert Teilnehmer. Tugce habe mit ihrer Zivilcourage ein Zeichen gesetzt, hieß es in einem Aufruf bei Facebook. Tugce soll versucht haben, einen Streit zu schlichten, bevor es zu der Attacke auf sie kam.
Das Interesse an dem Verfahren ist größer als die Zahl der Zuschauerplätze. Von den 52 Plätzen sind 25 für Medienvertreter reserviert. Da sich mindestens 46 Journalisten akkreditiert hatten, wurden einige Plätze verlost. Journalisten dürfen im Gerichtssaal weder Handy noch Laptops benutzen und können nur in den Sitzungspausen berichten, da sonst ihr Platz verfällt.
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