Fall Bögerl: Schlampte die Polizei?
Im Entführungs- und Mordfall Bögerl gibt es noch keine harten Hinweise auf den Täter, aber viele Fragen an die Ermittler. Schon in früheren Kriminalfällen leisteten sie sich peinliche Pannen
HEIDENHEIM Schon 2550 Hinweise und immer noch keine heiße Spur. Im Fall der entführten und ermordeten Maria Bögerl aus Heidenheim tappt die Polizei im Dunkeln. In den vergangenen Tagen wurden zahlreiche Männer mit Pferdeschwanz, die dem Phantombild des Entführer ähnelten, vernommen, aber ohne konkretes Ergebnis.
Auch die Spurensuche am Fundort der Leiche brachte die Fahnder offensichtlich noch nicht weiter. Am Samstag wurde sie abgeschlossen. Das Ergebnis: Man habe „zahlreiche Gegenstände“ entdeckt. Währenddessen werden viele Fragen zum Vorgehen der Einsatzkräfte laut. Die Polizei hatte den Wald, in dem die Leiche erst am Donnerstag entdeckt wurde, an den Tagen nach der Entführung durchsucht – allerdings ohne Spürhunde. Diese taktische Entscheidung steht jetzt auf dem Prüfstand. Alle beteiligten Beamten werden befragt.
Unklar ist auch, warum die Geldübergabe geplatzt war. Maria Bögerls Mann hatte sofort die Polizei informiert, nachdem der Entführer ihn in seinem Büro angerufen und eine Lösegeldsumme von 300000 Euro verlangt hatte. Die Summe konnte jedoch nicht schnell genug organisiert werden. Eine halbe Stunde später als verlangt legte Thomas Bögerl das Geld an der vom Täter mit einer Deutschlandflagge markierten Stelle auf einem Parkplatz an der A 7 ab. Den Müllsack mit dem Geld sammelten Mitarbeiter der Autobahnmeisterei bei einer Streckenkontrolle am Morgen des 13. Mai ein.
Der Verlauf der Entführung weckt Erinnerungen an frühere Ermittlungspannen im Südwesten. So musste Baden-Württembergs Innenminister Heribert Recht vor Kurzem gestehen, dass der Amokläufer von Winnenden nicht, wie zunächst von der Polizei behauptet, seine Tat im Internet angekündigt hatte.
Ein weiterer Fauxpas: Im März 2009 musste das Landeskriminalamt einräumen, dass die Polizei im Heilbronner Polizisten-Mordfall monatelang ein Phantom gejagt hatte. Die an mehreren Tatorten gefundene Genspur stammte von einer Arbeiterin, die beim Verpacken mit den für die Spurensuche bestimmten Wattestäbchen in Berührung gekommen war.