Experte im Interview: Wie man eine Fettleber mit Ernährung heilen kann
Die Fettleber gilt längst als Volkskrankheit: Rund ein Drittel der Deutschen ist betroffen, oft ohne es zu wissen. Prof. Dr. Ali Canbay, Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum und Professor an der Ruhr-Universität Bochum, erforscht die Ursachen und Mechanismen von Lebererkrankungen seit Jahren. In seinem neuen Ratgeber "Die richtige Ernährung bei Fettleber" (erscheint am 18. Oktober bei Stiftung Warentest) erklärt er, wie die Leber durch bewusste Ernährung und wenige, aber konsequente Veränderungen im Lebensstil wieder gesund werden kann.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Prof. Canbay darüber, wie verbreitet die Fettleber tatsächlich ist und wie kleine Gewohnheiten schon viel bewirken können.
Was genau versteht man unter einer Fettleber, und wie verbreitet ist sie in Deutschland?
Prof. Ali Canbay: Eine Fettleber entsteht, wenn sich Fett in den Leberzellen einlagert. Sind viele Zellen betroffen, spricht man von einer Leberverfettung oder eben einer Fettleber. In Deutschland sind davon rund 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen - also etwa jeder Dritte.
Welche Hauptfaktoren führen zu einer Fettleber?
Prof. Canbay: Die häufigsten Ursachen sind Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes. Besonders häufig tritt die Erkrankung im mittleren Lebensalter auf, aber auch bei Kindern nimmt sie zu, weil immer mehr Kinder übergewichtig oder adipös sind.
Woran merkt man, dass man eine Fettleber hat, und welche Folgen kann sie haben?
Prof. Canbay: Typische Symptome sind Müdigkeit oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch. Wer übergewichtig ist oder ein metabolisches Syndrom hat, kann fast davon ausgehen, dass auch die Leber verfettet ist.
Kurzfristig macht die Fettleber die Leberzellen verletzlicher, etwa gegenüber Medikamenten. Langfristig kann sie schwerwiegende Folgen haben: Da die Leber den Fettstoffwechsel steuert, erhöht eine Fettleber das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Sie kann außerdem zu einer Entzündung, zu Leberzirrhose und letztlich zu Leberkrebs führen - teilweise sogar, ohne dass zuvor eine fortgeschrittene Zirrhose vorliegt.
Welche Ernährung hilft der Leber - und was sollte man vermeiden?
Prof. Canbay: Entscheidend ist, der Leber Pausen zu gönnen. Wie bei einem Ofen: Wenn man ständig Kohle nachlegt, erstickt die Glut - genauso überfordert man die Leber, wenn man sie dauernd mit Nahrung belastet. Daher empfehle ich Intervallfasten, um der Leber Erholungszeit zu geben. Auch sollte man abends nach 18 Uhr nichts mehr essen.
Grundsätzlich empfehle ich viel Gemüse, aber wenig oder keine Fruchtsäfte, da sie große Mengen Fruktose enthalten - und diese Fruktose fördert die Leberverfettung. Schädlich sind stark verarbeitete Lebensmittel und unnatürliche Ernährungsweisen. Ich rate zu einer saisonalen, regionalen Ernährung. Man muss zum Beispiel im Winter keine Erdbeeren oder frische Tomaten essen. Stattdessen lieber fermentierte oder eingemachte Lebensmittel wie Sauerkraut. Diese fördern ein gesundes Darmmikrobiom, was wiederum der Leber zugutekommt. Wichtig ist außerdem, weniger zu essen: Wir müssen weg von dem Gedanken, dass der Teller immer leer gegessen werden muss.
Kann man eine Fettleber wirklich allein durch Ernährung heilen - und wie schnell geht das?
Prof. Canbay: Ja, die Chancen sind sehr gut. Eine Fettleber kann sich durch bewusste Ernährung und Bewegung schon innerhalb von vier Wochen deutlich verbessern. Medikamente sind meist nicht nötig, die Leber ist das Organ mit der höchsten Regenerationskraft im Körper. Wichtig ist: viel Wasser trinken, keinen Alkohol und keine Fruchtsäfte.
Welchen Mythos über die Fettleber würden Sie gerne ausräumen?
Prof. Canbay: Der größte Irrtum ist, dass Leberprobleme immer mit Alkohol zu tun haben. Tatsächlich ist die Fettleber aber viel häufiger durch Stoffwechselprobleme bedingt. Die Leber spielt eine zentrale Rolle für die Herzgesundheit - oft beginnt ein Herzinfarkt schon Jahrzehnte vorher mit einer überlasteten Leber. Wer mit 30 oder 35 eine Fettleber hat, sollte unbedingt etwas ändern.
Wenn Sie nur einen Tipp für eine gesunde Leber geben könnten - welcher wäre das?
Prof. Canbay: Weniger Zucker und mehr Bewegung. Vor allem letzteres lässt sich einfach in den Alltag einbauen: Treppen statt Aufzug, das Auto weiter weg parken, kurze Wege zu Fuß gehen. Solche einfachen Routinen entlasten die Leber spürbar.
Verbote halte ich für den falschen Weg. Viel wichtiger ist ein Bewusstsein dafür, wann und womit man die Leber überfordert. Wenn man versteht, dass Pausen, weniger Zucker und saisonale Ernährung der Schlüssel sind, bleibt man lange gesund - auch geistig im Alter.
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