Ex-IRA-Mitglied wegen der Soldatenmorde in Nordirland angeklagt
LONDON - Fast drei Wochen nach dem tödlichen Anschlag auf zwei britische Soldaten in Nordirland ist ein ehemals hochrangiges Mitglied der Ex-Terrororganisation IRA wegen Mordes angeklagt worden. Dem 41 Jahre alten Colin Duffy werden außerdem fünf Mordversuche und unerlaubter Waffenbesitz zur Last gelegt.
Ein Richter verwies den Mann am Freitag zurück in die Untersuchungshaft, DNA-Spuren an einem Handschuh deuteten nach Angaben der Anklage auf seine Täterschaft hin. Duffy ist der einzige Angeklagte im Fall der zwei Soldatenmorde in der einstigen britischen Krisenprovinz. Zunächst war von mehreren Tätern gesprochen worden. Zu dem Anschlag hatte sich die IRA- Splittergruppe „Real IRA“ bekannt.
Duffy war erst am Mittwoch zusammen mit fünf weiteren Verdächtigen aus Polizeigewahrsam entlassen worden, nachdem ein Gericht wegen eines Verfahrensfehlers ihre Freilassung angeordnet hatte. Die Polizei nahm ihn jedoch sofort wieder fest. Ihm wurden bereits in den 1990er Jahren drei Morde zur Last gelegt, die Anklage wurde aber in allen Fällen fallengelassen. Er muss nun am 21. April erneut vor Gericht erscheinen.
Die beiden jungen Soldaten waren am 7. März vor einer Kaserne in Antrim erschossen worden, als sie eine Pizzalieferung entgegennahmen. Zwei Tage später wurde ein Polizist ermordet, als er auf Streife war. Zu dieser Tat bekannten sich eine andere Splittergruppen der IRA. Wegen des Mordes an dem Polizisten sind bereits drei Männer im Alter von 17, 21 und 37 Jahren angeklagt.
Die beiden Anschläge waren die folgenschwersten seit dem Friedensabkommen zwischen den einst verfeindeten Protestanten und Katholiken im Jahr 1998. Die katholischen Republikaner setzen sich dabei für eine Abspaltung von Großbritannien und eine Vereinigung mit der Republik Irland ein.