Essener Polizei findet im Keller Akten zur Aldi-Entführung

1971 wurde Aldi-Gründer Theo Albrecht entführt. Nun wurden alte Unterlagen zu dem Fall gefunden. Sie könnten Informationen bei der Erforschung des spektakulären Falls liefern.
Marc Herwig, dpa |
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Im Keller des Polizeipräsidiums Essen lagerten bislang unbekannte Akten zur Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht. (Archivbild)
Im Keller des Polizeipräsidiums Essen lagerten bislang unbekannte Akten zur Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht. (Archivbild) © Christoph Reichwein/dpa
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Essen

Die Essener Polizei hat im Keller ihres Präsidiums alte Akten unter anderem zur spektakulären Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht vor über 50 Jahren gefunden. Ein ganzer Karton mit polizeilichen Ermittlungsakten befasse sich mit der Entführung im Jahr 1971, teilte die Polizei mit.

Die Unterlagen seien ein "regelrechter Glücksfall". Neue Ermittlungsansätze für die Arbeit der Kriminalpolizei hätten sich dadurch zwar nicht ergeben. Aber sie könnten "bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen", teilte die Polizei mit. Deshalb würden sie nun an das nordrhein-westfälische Landesarchiv übergeben.

In dem Kellerraum seien auch noch weitere historische Ermittlungsakten zu teils ungelösten Fällen von Mord- und Totschlag entdeckt worden. Teilweise reichten sie bis ins Jahr 1927 zurück, teilte die Polizei mit. Die meisten Fälle lägen allerdings schon so weit in der Vergangenheit, dass an ihnen nur noch ein historisches Interesse bestehe - neue Ermittlungen werde es wohl nicht mehr geben, sagte eine Sprecherin.

Einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Nachkriegszeit

Die Entführung von Theo Albrecht - einem der beiden Gründer des Discountriesen Aldi - zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Albrecht wurde am 29. November 1971 entführt. Tagelang verhandelten die Täter per Brief und per Telefon - bis sie die damals kaum vorstellbar hohe Summe von sieben Millionen Mark Lösegeld bekamen.

Überbracht wurde das Geld vom Essener Bischof Franz Hengsbach. Der Geistliche erklärte sich bereit, das Lösegeld in zwei Koffern auf einem dunklen Feldweg zu übergeben. Nach 17 Tagen in Gefangenschaft kam Albrecht frei.

Die beiden Entführer - ein Düsseldorfer Rechtsanwalt mit hohen Spielschulden und ein mehrfach vorbestrafter Tresorknacker - wurden nach der Tat schnell gefasst. Das Essener Landgericht verurteilte sie später zu jeweils achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe.

Rentner-Cop kam auf die Idee mit den Akten im Keller

Auf die Akten sei die vor zwei Jahren gegründete Ermittlungsgruppe Cold Cases - also eine Ermittlungsgruppe für ungelöste Kriminalfälle - gestoßen. Ermittler des Kriminalkommissariats der Polizei Essen arbeiten dort mit bereits pensionierten Polizeibeamten zusammen, die aus ihrem Ruhestand zurückkommen, um in ungelösten Fällen zu ermitteln.

"Einer der Ermittler hat gesagt, wir müssen mal in den Keller, da liegen noch alte Akten", sagte die Polizeisprecherin. Der Keller sei dann nach und nach aufgeräumt worden. Mit Erfolg: "Es wurden sehr, sehr viele Akten gefunden." Teilweise sei das Papier schon nicht mehr gut erhalten gewesen. "Aber es waren auch einige spannende Sachen dabei, teilweise regelrechte Schätze zu alten Kriminalfällen."

Akten reichen zurück bis in die Weimarer Republik

Es sei dann relativ schnell entschieden worden, dass die meisten Akten weniger für die aktuelle Ermittlungsarbeit, sondern vor allem für Historiker interessant sein könnten. Neben Unterlagen zur Entführung des Aldi-Gründers gebe es auch Ermittlungsakten zu teils ungelösten Mordfällen bis zurück in die Zeit der Weimarer Republik.

So sei etwa eine Akte zur Ermordung des SS-Mannes Arnold Guse 1932 gefunden worden. "Der Fall sorgte im Ruhrgebiet für großes Aufsehen", betonte die Polizei. Anfangs sei damals propagiert worden, dass er von Kommunisten erschossen worden sei - doch die Ermittlungen kamen zu dem für die Nazis unliebsamen Ergebnis, dass der Schuss von einem der eigenen Leute abgegeben worden war.

Auch zum Mord an der Lehrerin Luise Stöckner in Mülheim an der Ruhr im Jahr 1965 fanden sich Unterlagen im Präsidiums-Keller. Der rätselhafte Fall wurde 1977 noch einmal in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt, blieb aber bis heute ungelöst.

Alte Akten kommen nun ins Archiv

Die alten Akten würden nun restauriert und soweit datenschutzrechtlich möglich im Landesarchiv auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sagte die Polizeisprecherin. Am Dienstag werde Polizeipräsident Andreas Stüve die Papiere bei einem Pressetermin offiziell an das nordrhein-westfälische Landesarchiv übergeben.

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