Erste Frau besteht Gondel-Führerscheinprüfung

In See stechen für die Touristen, diese Arbeit ist kraftraubend und seit 900 Jahren in Männerhand. Doch jetzt hat die erste Venezianerin den Nimbus gebrochen.

In Venedig ist eines der letzten Tabus gefallen: Nach neun Jahrhunderten männlicher Vorherrschaft gibt es die erste offizielle «Gondoliera». Die 23-jährige Giorgia Boscolo, Mutter zweier Kinder, hat als erste Frau die schwierige Fahrprüfung des Verbandes der venezianischen Gondolieri bestanden, wie italienische Medien am Freitag berichteten.

Dabei habe sie unter anderem die Deutsch-Amerikanerin Alexandra Hai aus dem Rennen geschlagen, die bereits vor zwei Jahren als Privat-Gondoliera für ein Hotel Aufsehen erregt hatte, allerdings ohne jemals die Prüfung zu bestehen.

«Ich bin überglücklich, auch wenn mein Leben heute erstmal normal weitergeht», erklärte die frisch gebackene Gondelfahrerin zu ihrer kleinen Revolution. Auch Papa Dante - seines Zeichens ebenfalls Gondoliere - ist zufrieden und der Überzeugung, dass seine Tochter «ihren Job gut machen» wird. Dabei bleibt er aber der Meinung, dass Gondelfahren ein Männerberuf ist: «Es braucht einfach sehr viel körperliche Kraft dafür.» Bevor die junge Italienerin sich «Gondoliera» nennen darf, dauert es auch noch ein bisschen. Zunächst muss sie für mehrere Monate als eine Art Co-Pilot bei anderen mitfahren. Die Gondolieri in ihren traditionellen Matrosenhemden verdienen in der Hochsaison pro Monat bis zu 5000 Euro. Über 400 Gondolieri befahren mit ihren nachtschwarzen Barken die venezianischen Kanäle - 50 Minuten Gondel fahren kostet über 70 Euro. (dpa)