Er dokumentierte den Schrecken des Vietnam-Kriegs

Die Fotos von Horst Faas beeinflussten die öffentliche Meinung und sind mahnende Dokumente und Vorbild der Pressefotografie. Am Donnerstag starb der Pressefotograf.
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Der aus Deutschland stammende Pressefotograf Horst Faas ist am Donnerstag in München gestorben. Eindrücklich dokumentierte er mit seinen Bildern das Zeitgeschehen. Für seine Fotografien vom Vietnamkrieg erhielt er den Pulitzerpreis.
AZ/ AP 29 Der aus Deutschland stammende Pressefotograf Horst Faas ist am Donnerstag in München gestorben. Eindrücklich dokumentierte er mit seinen Bildern das Zeitgeschehen. Für seine Fotografien vom Vietnamkrieg erhielt er den Pulitzerpreis.
Im Alter von 79 Jahren starb der berühmte Pressefotograf.
dpa 29 Im Alter von 79 Jahren starb der berühmte Pressefotograf.
Faas 1967 in Vietnam: Ab 1962 leitete er in Saigon die Bildberichterstattung aus dem Vietnamkrieg.
AP 29 Faas 1967 in Vietnam: Ab 1962 leitete er in Saigon die Bildberichterstattung aus dem Vietnamkrieg.
Eindrücklich schildern Faas Bilder die Schrecken des Krieges: US-Marines jagen auseinander, während ein CH-46-Helicopter im Hintergrund brennt, nachdem er nahe der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südvietnam abgeschossen wurde.
Horst Faas, AP 29 Eindrücklich schildern Faas Bilder die Schrecken des Krieges: US-Marines jagen auseinander, während ein CH-46-Helicopter im Hintergrund brennt, nachdem er nahe der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südvietnam abgeschossen wurde.
Helicopter der US-Armee schweben im März 1965 in der Luft und halten Maschinengewehrfeuer in eine Baumreihe, um den Anmarsch der Südvietnamesischen Bodentruppen während eines Angriffs auf ein Lager der Vietkong zu decken. Das Foto entstand 18 Meilen nördlich von Tay Ninh.
Horst Faas, AP 29 Helicopter der US-Armee schweben im März 1965 in der Luft und halten Maschinengewehrfeuer in eine Baumreihe, um den Anmarsch der Südvietnamesischen Bodentruppen während eines Angriffs auf ein Lager der Vietkong zu decken. Das Foto entstand 18 Meilen nördlich von Tay Ninh.
Frauen und Kinder kauern in einem matschigen Kanal, um sich vor dem starken Feuerbeschuss des Vietkongs in Bao Trai, 20 Meilen westlich von Saigon, zu schützen.
Horst Faas, AP 29 Frauen und Kinder kauern in einem matschigen Kanal, um sich vor dem starken Feuerbeschuss des Vietkongs in Bao Trai, 20 Meilen westlich von Saigon, zu schützen.
Faas im Mai 1968 mit seiner Kamera während der zweiten Offensive in Saigon.
Eddie Adams, AP 29 Faas im Mai 1968 mit seiner Kamera während der zweiten Offensive in Saigon.
Verletzte Vietnamesen, die nach einer Bombenexplosion außerhalb der US-amerikanischen Botschaft in Saigon auf der Straße liegen, erhalten Hilfe.
Horst Faas, AP 29 Verletzte Vietnamesen, die nach einer Bombenexplosion außerhalb der US-amerikanischen Botschaft in Saigon auf der Straße liegen, erhalten Hilfe.
Leutnant Colonel George Eyster aus Florida wird auf eine Bahre gelegt. Zuvor wurde er von einem Heckenschützen des Vietcong niedergeschossen. Trung Lap, Südvietnam.
Horst Faas, AP 29 Leutnant Colonel George Eyster aus Florida wird auf eine Bahre gelegt. Zuvor wurde er von einem Heckenschützen des Vietcong niedergeschossen. Trung Lap, Südvietnam.
Faas auf einem undatierten Foto in Ca Mau, Vietnam.
AP 29 Faas auf einem undatierten Foto in Ca Mau, Vietnam.
Eine südvietnamesische Frau trauert über der Leiche ihres Ehemannes, die mit 47 anderen in einem Massengrab bei Hue gefunden wurde. Das Bild entstand im April 1969.
Horst Faas, AP 29 Eine südvietnamesische Frau trauert über der Leiche ihres Ehemannes, die mit 47 anderen in einem Massengrab bei Hue gefunden wurde. Das Bild entstand im April 1969.
Im März 1973 schoss Faas dieses Bild amerikanischer Kriegsgefangener. Im letzten Internierungslager in Ly Nam De Street in Hanoi, Nordvietnam, blicken sie durch verriegelte Holztüren.
Horst Faas, AP 29 Im März 1973 schoss Faas dieses Bild amerikanischer Kriegsgefangener. Im letzten Internierungslager in Ly Nam De Street in Hanoi, Nordvietnam, blicken sie durch verriegelte Holztüren.
Südvietnamesische Regierungstruppen schlafen im August 1962 in einem Truppenfahrzeug der US-Navy auf dem Rückweg in die Provinzhauptstadt Ca Mau.
Horst Faas, AP 29 Südvietnamesische Regierungstruppen schlafen im August 1962 in einem Truppenfahrzeug der US-Navy auf dem Rückweg in die Provinzhauptstadt Ca Mau.
Ein toter US-Soldat liegt 1967 auf einem Schlachtfeld. Ein Laken ist über ihn ausgebreitet.
Horst Faas, AP 29 Ein toter US-Soldat liegt 1967 auf einem Schlachtfeld. Ein Laken ist über ihn ausgebreitet.
Ein verletzter amerikanischer Soldat bekommt Wasser auf einem Schlachtfeld (1967).
Horst Faas, AP 29 Ein verletzter amerikanischer Soldat bekommt Wasser auf einem Schlachtfeld (1967).
Ein Südvietnamesischer schlägt einen Bauern mit dem Ende eines Dolches. Er soll angeblich Regierungstruppen fehlerhafte Informationen über die Bewegung des Vietcong gegeben haben.
Horst Faas, AP 29 Ein Südvietnamesischer schlägt einen Bauern mit dem Ende eines Dolches. Er soll angeblich Regierungstruppen fehlerhafte Informationen über die Bewegung des Vietcong gegeben haben.
Eine US-Division schützt die Route 7, auf der vietnamesische Frauen und Kindern in ihr Dorf Xuan Dien heimkehren (Dezember 1965).
Horst Faas, AP 29 Eine US-Division schützt die Route 7, auf der vietnamesische Frauen und Kindern in ihr Dorf Xuan Dien heimkehren (Dezember 1965).
Horst Faas mit Soldaten im Einsatz in Südvietnam.
Horst Faas, AP 29 Horst Faas mit Soldaten im Einsatz in Südvietnam.
Südvietnamesische Zivilisten drängen sich nach einem Angriff der Regierungstruppen zusammen, welche die Post von Dong Xoai zurückerobern wollen. Sie sind unter den wenigen Überlebenden von zwei Tage währenden schweren Kämpfen.
Horst Faas, AP 29 Südvietnamesische Zivilisten drängen sich nach einem Angriff der Regierungstruppen zusammen, welche die Post von Dong Xoai zurückerobern wollen. Sie sind unter den wenigen Überlebenden von zwei Tage währenden schweren Kämpfen.
Um dem Feuer der Scharfschützen zu entkommen, tragen zwei amerikanische Ärzte einen verwundeten Fallschirmjäger zu einem Rettungshubschrauber (Juni 1965). Eine ganze Kompagnie war in einem Dschungel in der Nähe von Thoung Lang direkt in eine Sammelstelle der Vietcong geraten
Horst Faas, AP 29 Um dem Feuer der Scharfschützen zu entkommen, tragen zwei amerikanische Ärzte einen verwundeten Fallschirmjäger zu einem Rettungshubschrauber (Juni 1965). Eine ganze Kompagnie war in einem Dschungel in der Nähe von Thoung Lang direkt in eine Sammelstelle der Vietcong geraten
Ein Vater hält den Körper seines Kindes, während südvietnamesische Army Rangers von einem Tank herunterschauen. (März 1964). Das Kind wurde getötet, als Regierungstruppen Guerilla-Kämpfer in einem Dorf nahe der kambodschanischen Grenze verfolgt hatten.
Horst Faas, AP 29 Ein Vater hält den Körper seines Kindes, während südvietnamesische Army Rangers von einem Tank herunterschauen. (März 1964). Das Kind wurde getötet, als Regierungstruppen Guerilla-Kämpfer in einem Dorf nahe der kambodschanischen Grenze verfolgt hatten.
November 1965: Ein vietnamesischer Müllträger trägt eine Gesichtsmaske, um sich vor dem bestialischen Gestank zu schützen, dem er begegnet: Er passiert die leblosen Körper von US- und vietnamesischen Soldaten, die bei Kämpfen gegen den Vietcong in der Nähe der Michelin-Gummiplantage starben (rund 45 Meilen nordöstlich von Saigon).
Horst Faas, AP 29 November 1965: Ein vietnamesischer Müllträger trägt eine Gesichtsmaske, um sich vor dem bestialischen Gestank zu schützen, dem er begegnet: Er passiert die leblosen Körper von US- und vietnamesischen Soldaten, die bei Kämpfen gegen den Vietcong in der Nähe der Michelin-Gummiplantage starben (rund 45 Meilen nordöstlich von Saigon).
Zwei südvietnamesische Kinder starren einen amerikanischen Fallschirmjäger an, der einen M79 Granatenwerfer hält. Sie halten sich an ihren Müttern fest, die sich an einem Flussufer festklammern, um sich vor Scharfschützen der Vietcong in Sicherheit zu bringen. Bao Trai, 20 Meilen westlich von Saigon, 1966.
Horst Faas, AP 29 Zwei südvietnamesische Kinder starren einen amerikanischen Fallschirmjäger an, der einen M79 Granatenwerfer hält. Sie halten sich an ihren Müttern fest, die sich an einem Flussufer festklammern, um sich vor Scharfschützen der Vietcong in Sicherheit zu bringen. Bao Trai, 20 Meilen westlich von Saigon, 1966.
In einer gefluteten Schilfrohr-Ebene versucht Faas, zurück in einen us-amerikanischen Helicopter zu gelangen, wo er einen Tag mit vietnamesischen Rangern verbracht hatte.
AP 29 In einer gefluteten Schilfrohr-Ebene versucht Faas, zurück in einen us-amerikanischen Helicopter zu gelangen, wo er einen Tag mit vietnamesischen Rangern verbracht hatte.
April 1967: Verwundete amerikanische Soldaten werden auf einem Schlachtfeld behandelt.
Horst Faas, AP 29 April 1967: Verwundete amerikanische Soldaten werden auf einem Schlachtfeld behandelt.
Die Sonne bricht durchs Baumdickicht bei der Stadt Binh Gia, 40 Meilen östlich von Saigon. Südvietnamesische Truppe und amerikanische Berater warten nach einer kalten, angespannten Nacht in einem Versteck auf einen Angriff der Vietcong, der nicht passiert.
Horst Faas, AP 29 Die Sonne bricht durchs Baumdickicht bei der Stadt Binh Gia, 40 Meilen östlich von Saigon. Südvietnamesische Truppe und amerikanische Berater warten nach einer kalten, angespannten Nacht in einem Versteck auf einen Angriff der Vietcong, der nicht passiert.
Auch in anderen Krisengebieten arbeitete der Kriegsfotograf Faas. 1961 entstand bei einem Krankenhaus in Miabi im Kongo dieses Bild: Zahlreiche Hände greifen gierig in die Luft - alle wollen etwas von den schmalen Rationen getrockneten Fischs und vom Palmöl abbekommen, die ein kongolesischer Beamter verteilt.
Horst Faas, AP 29 Auch in anderen Krisengebieten arbeitete der Kriegsfotograf Faas. 1961 entstand bei einem Krankenhaus in Miabi im Kongo dieses Bild: Zahlreiche Hände greifen gierig in die Luft - alle wollen etwas von den schmalen Rationen getrockneten Fischs und vom Palmöl abbekommen, die ein kongolesischer Beamter verteilt.
Ein krankes und hungriges Kind der Baluba im Krankenhaus in Miabi.
Horst Faas, AP 29 Ein krankes und hungriges Kind der Baluba im Krankenhaus in Miabi.
Jungen des Katangese Youth Movements tragen improvisierte Uniformen, die sie selbst gestaltet haben. Sie trainieren mit hölzernen Gewehren im kongolesischen Elisabthville.
Horst Faas, AP 29 Jungen des Katangese Youth Movements tragen improvisierte Uniformen, die sie selbst gestaltet haben. Sie trainieren mit hölzernen Gewehren im kongolesischen Elisabthville.

Die Fotos von Horst Faas beeinflussten die öffentliche Meinung der Zeitgenossen und sind mahnende Dokumente und Vorbild der Pressefotografie. Am Donnerstag starb der Pressefotograf.

Berlin/ München - Wie kein anderer hat er das Bild vom Vietnamkrieg geprägt: Der Kriegsreporter und Fotograf Horst Faas ist am Donnerstag im Alter von 79 Jahren in München gestorben.

Die Nachrichtenagentur AP, für die Faas fast ein halbes Jahrhundert tätig war, würdigte ihn als „Gigant in der Welt des Photojournalismus“. Die Deutsche Gesellschaft für Photografie, die Faas 2005 in einer in mehreren Städten gezeigten Ausstellung würdigte, erklärte über dessen Werk: „Die Photographie von Horst Faas setzt sich deutlich von ästhetischen Stilisierungen anderer Photographen ab. Seine Bilder sind keine heroischen Schlachtgemälde. Sie zeigen die Welt ungeschminkt und den Krieg so brutal und abscheulich, wie er ist.“

Seine Aufnahmen aus dem Vietnamkrieg seien in der Geschichte der Kriegsfotographie ohne Beispiel. Faas wurde 1933 in Berlin geboren und kannte seit 1956 nur die Aufgabe, das Zeitgeschehen mit der Kamera zu dokumentieren. Die Nachrichtenagentur Associated Press schickte ihn zu den Brennpunkten im Kongo, in Algerien und 1962 nach Vietnam. Dort wurde er 1967 bei der Explosion einer Granate an den Beinen verletzt. Zwei Jahre zuvor hatte er für seine Fotos aus Vietnam den Pulitzer-Preis erhalten.

Dem Bildreporter war immer daran gelegen, seine Erfahrungen an Kollegen weiterzugeben. Zu den von Faas engagierten Fotografen in Vietnam gehörte Huynh Cong „Nick“ Ut – dessen 1972 aufgenommenes Foto eines nackten Mädchens, das vor einem Napalm-Angriff flieht, wurde zu einem Mahnmal für die Unmenschlichkeit des Krieges.

Von Saigon aus ging es für Faas nach Singapur, von wo aus der Fotograf unter anderem über Menschenrechtsverletzungen in Bangladesch berichtete. Hierfür erhielt er 1972 zusammen mit Michel Laurent von der französischen Agentur Gamma einen weiteren Pulitzer-Preis. Im gleichen Jahr holte ihn die Konfliktberichterstattung bei den Olympischen Spielen in München ein – Faas hielt mit seiner Kamera den palästinensischen Terroranschlag auf israelische Athleten fest.

Die Erfahrungen in Vietnam aber ließen Faas nicht mehr los, auch dann nicht, als er von 1976 bis 2004 von London aus die Bildberichterstattung von AP in Europa organisierte. So wirkte er 1997 an dem Buch „Requiem“ mit, das Fotografen porträtierte, die auf beiden Seiten des Vietnamkriegs getötet wurden.

Die letzten Jahre seines Lebens waren von Krankheit gezeichnet. Faas bewahrte sich aber auch im Rollstuhl seinen ebenso nüchternen wie warmherzigen Blick auf das Leben. Seine Kollegin, die AP-Fotografin und Pulitzer-Preisträgerin Anja Niedringhaus sagte am Freitag von Kabul aus der Nachrichtenagentur dpa: „Horst war eine lebendige Legende und ich fand es immer schade, so viel jünger zu sein.“

Sie habe Faas zuletzt im November vergangenen Jahres in Berlin gesehen. „Wir hatten an dem Tag lange Gespräche über die Zukunft des seriösen Fotojournalismus und ich hatte das Gefühl, er hätte liebend gerne seine Tasche gepackt und wäre mit nach Afghanistan gekommen. Und zum Abschied sagte er mir: "Mädchen, mach keine dummen Sachen. Es ist es nicht wert."

 

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