Enthauptet – Hitler verlor nach Minuten den Kopf

Der Aussteller hatte bestens vorgesorgt: Für den Fall von Protesten waren der Hitler-Puppe im Berliner Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds zwei Bewacher zur Seite gestellt worden. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass die Figur bereits wenige Minuten nach Ausstellungsbeginn kopflos war.
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Hitlers Schreibtisch bei Madame Tussauds: oben vor, unten nach der Attacke des Gastes. Die geköpfte Figur wurde sofort entfernt.
az Hitlers Schreibtisch bei Madame Tussauds: oben vor, unten nach der Attacke des Gastes. Die geköpfte Figur wurde sofort entfernt.

BERLIN - Der Aussteller hatte bestens vorgesorgt: Für den Fall von Protesten waren der Hitler-Puppe im Berliner Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds zwei Bewacher zur Seite gestellt worden. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass die Figur bereits wenige Minuten nach Ausstellungsbeginn kopflos war.

Schon der zweite Gast, ein 41-jähriger Mann aus Kreuzberg, sprang kurzerhand über den Schreibtisch des wächsernen Führers und riss Hitler den Kopf ab. Dabei schrie Frank L.: „Nie wieder Krieg!“ So entschlossen zeigte sich der Berliner, dass er bei dem Handgemenge mit den beiden Sicherheitsmännern diese leicht verletzte. Erst weitere Beamte konnten den Randalierer festnehmen. Die beschädigte Puppe wurde umgehend aus der Ausstellung entfernt.

„Endlich hat ein Hitler-Attentat geklappt“, meint der Publizist Henryk M. Broder lapidar. Für den „Attentäter“ Frank L. hat die Aktion ernste Folgen: Gegen ihn wird wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung ermittelt. Er rechnet damit, eine hohe Geldsumme an Madame Tussauds zahlen zu müssen.

Sein Motiv ist nicht bekannt – es könnte sich um eine Wette gehandelt haben. L. sagte, er sei „kein Extremist“ und „politisch eher links“. Seine Freundin berichtet, L. sei „schon seit Tagen stinksauer wegen der Hitler-Figur“ gewesen. Vor allem störte den Altenpfleger, dass die Figur in Madame Tussauds so dicht am Jüdischen Museum aufgestellt wurde. „Ansonsten ist er ein ruhiger, hilfsbereiter, liebevoller Mensch.“

Unklar ist auch, was mit der beschädigten Figur geschehen soll und wie hoch der Schaden überhaupt ist. Grundsätzlich, so eine Sprecherin, könnte alles nachgegossen werden. Die Anfertigung einer Figur kostet rund 200000 Euro.

Drohungen oder anonyme Anrufe vor Ausstellungsbeginn hatte es nicht gegeben. Auch hatten sich die Betreiber von Madame Tussauds die Entscheidung, Hitler zu reinen Unterhaltungszwecken zu zeigen, nicht leicht gemacht (AZ berichtete). Bei einer Umfrage unter den deutschen Besuchern der Ausstellung hatten sich aber die meisten positiv über die Hitler-Figur geäußert: Er gehöre zur Geschichte und sollte ruhig gezeigt werden. Die Figur wurde unter strengen Auflagen ausgestellt. Hitler war die einzige der 75 Wachsfiguren, die weder berührt noch fotografiert werden durfte.

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