Entführtes Baby wieder da: Täterin droht bis fünf Jahre Haft
FRANKFURT/MAIN - Der Alptraum einer jungen Mutter aus Frankfurt währt sechs Stunden: Ihre neugeborene Tochter wird aus der Entbindungsstation entführt. Der 28-jährigen Entführerin drohen wegen Kindsentzug bis zu fünf Jahre Haft.
Tragik, Trauer und himmelhochjauchzende Freude – der Entführungsfall der kleinen Zinat mit dem Happyend ist an Dramatik nicht zu überbieten, weckt alle Emotionen. Das Baby wird wenige Stunden nach der Geburt aus dem Klinikum Höchst entführt worden (AZ berichtete). Stunden später wird es gefunden – bei einer lesbischen Frau, die sich „sehnlichst“ ein Kind wünschte. Die Eltern von Zinat sind überglücklich, der 28-jährigen Entführerin drohen wegen Kindsentzug bis zu fünf Jahre Haft.
Zinats Mutter, Samira P. (20), konnte gestern schon wieder lachen, ihr 32-jähriger Mann bereits wieder seiner Arbeit nachgehen. Denn ihre Verzweiflung von Donnerstag hatte sich nach wenigen Stunden in helle Freude aufgelöst. Die Frau, die am Vormittag das Baby unter einem Vorwand aus dem Klinikum mitgenommen hatte, wurde am frühen Abend gefasst. Hinweise aus dem Bekanntenkreis der 28-Jährigen hatten zu ihrer Wohnung geführt. Sie wurde festgenommen.
Bei ihrem Verhör offenbarte sich dann eine zweite, ebenfalls anrührende Geschichte. Jana D. lebt in einer lesbischen Lebensgemeinschaft mit einer gleichaltrigen Frau. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind und lässt sich künstlich befruchten. Doch es kommt zu einer Fehlgeburt. Ihrer Partnerin verrät sie nichts davon. Jana D. ist verzweifelt. Adoption ist Homosexuellen in Deutschland nicht erlaubt.
Sie beschließt Anfang Dezember, „sich irgendwie ein Kind zu besorgen“. Alles plant sie minutiös. Sie besorgt sich einen Mutterpass und täuscht ihrer Lebensgefährtin Telefongespräche mit ihrem Gynäkologen vor. Diese glaubt, dass die korpulente Jana nach einer neuen künstlichen Befruchtung wieder schwanger ist. Dann der Tag, an der sich die Frau im Höchster Klinikum „ein Kind besorgt“: ZinatP. Ihre Partnerin, die zunächst mit in Verdacht geraten war, sei „aus allen Wolken gefallen“, als sie von der Entführung gehört habe, sagt Chefermittler Peter Krump.
Die 28-jährige Täterin sollte nach ihrer Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt werden. „Es gibt keinen Haftgrund, aber ein Verfahren wegen Kindesentziehung“, sagte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu. Der Täterin drohten eine Geldstrafe und bis zu fünf Jahre Haft.
Die Klinikleitung in Höchst zeigte sich schockiert, so Geschäftsführer Christof Kugler. Es sei der erste Zwischenfall dieser Art in 50 Jahren. Nun werde über eine Videoüberwachung der Säuglingsstation nachgedacht.
mh
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