Ekel-Käse-Skandal: Auch bayerischer Betrieb im Verdacht

28 Jahre alter Schnittkäse neu aufbereitet: In Italien haben die Behörden einen Skandal um Milchprodukte aufgedeckt. In den Handel mit verdorbenem Käse ist möglicherweise auch ein bayerischer Betrieb verwickelt.
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Gorgonzola des Herstellers Galbani
dpa Gorgonzola des Herstellers Galbani

ROM/MÜNCHEN - 28 Jahre alter Schnittkäse neu aufbereitet: In Italien haben die Behörden einen Skandal um Milchprodukte aufgedeckt. In den Handel mit verdorbenem Käse ist möglicherweise auch ein bayerischer Betrieb verwickelt.

Selbst hartgesottene Polizisten zeigten sich schockiert: „Es war Ekel erregend“, sagte Carabinieri-Kommandant Mauro Santonastaso aus Cremona. Gerade hatten er und seine Beamten in einem Kühlhaus Schnittkäse aus dem Jahr 1980 entdeckt, der – neu aufgemischt und gesäubert – auf den Tischen von Deutschen und Italienern landen sollte. Doch im jetzt aufgedeckten Käse-Skandal ist dieser grausige Fund wohl nur die Spitze eines Eisbergs.

Lebensmittelbehörden begannen noch am Freitagabend mit der Kontrolle eines Käseherstellers im schwäbischen Woringen, wie das bayerische Verbraucherschutzministerium und die Polizei mitteilten. Den Berichten zufolge wurden die vergammelten Käsereste aus Italien auch in der schwäbischen Firma aufbereitet. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem Schmelzkäsehersteller in Woringen um einen kleinen Betrieb mit etwa zehn Mitarbeitern.

11000 Tonnen Uralt-Käse

Über Jahre hinweg hatte eine kriminelle Bande rund um einen 46-jährigen Unternehmer aus Sizilien Käse-Abfälle recycelt, die eigentlich zu Tierfutter verarbeitet werden sollten. Die Verbrecher haben damit dutzende Millionen Euro verdient.

Davon betroffen waren renommierte und auch in Deutschland viel gekaufte Marken wie Galbani, Granarolo und Prealpi. In drei norditalienischen Unternehmen und in einem Werk im bayerischen Woringen wurden die Käsereste zu Mozzarella, Gorgonzola oder Scheibletten verarbeitet. Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Jahren 11000 Tonnen Uralt-Käse in vermeintlich frische Produkte verwandelt.

Bei ihren Ermittlungen stießen die Beamten auf geradezu widerliche Fundstücke: In mehreren Fabriken fanden sie Käsereste mit Würmern, Maus-Exkrementen, Tinte, Plastik und sogar winzigen Eisenstückchen. Eine „Spezialität“ der Bande war es zudem, wegen des abgelaufenen Verfallsdatums vom Markt genommenen Mozzarella sowie verfaulte Scheibletten auf neu zu trimmen.

Die Polizei war den Käse-Panschern bereits vor zwei Jahren auf die Spur gekommen. Damals hielten Ermittler in Norditalien einen Lastwagen an, aus dessen Laderaum abscheulicher Gestank drang.

"Völlige Skrupellosigkeit"

Der Käse, den die Polizisten fanden, sollte zur Weiterverarbeitung an die Firma Megal in dem Örtchen Vicolungo geliefert werden – jedoch sei er bereits völlig verfault gewesen, hieß es. Durch das Abhören von Telefongesprächen deckten Spezialisten den Skandal jetzt auf.

„Dabei wurde auch die völlige Skrupellosigkeit der Verdächtigen deutlich“, schreibt „La Repubblica“. Ohne Umschweife wurde der Käse bei den Telefonaten als „merda“ (Scheiße) bezeichnet, die „gesäubert und in Ordnung gebracht“ werden müsse. „Aber das bleibt unter uns“, sagte ein Manager zu seinem Chef.

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