Eine Nacht im Bunker
SEVELEN - Kein Fenster, kahle Wände: Das Schweizer "Null-Stern-Hotel" bietet Erlebnisse – in einem unteridischen Luftschutzbunker, garantiert ohne Stern und ohne Luxus. Das Hotel ist das Projekt von zwei Künstlern.
Patrik Riklin betreibt ein Hotel – ganz ohne Luxus. Keine Fenster in den Zimmern, große Schlafsäle, kahle Wände. Das Hotel liegt in einem unterirdischen Bunker im Schweizer Ort Sevelen. Es hat keinen Stern. Darauf ist Patrik Riklin stolz.
So stolz, das der Künstler sein Etablissement „Null-Stern-Hotel“ taufte. Von der Gemeinde Sevelen, einem 4000-Einwohner-Ort in der Nähe von St. Gallen, bekamen Patrik Riklin und sein Zwillingsbruder Frank den Auftrag, ein Konzept für den ungenutzten Luftschutzbunker zu entwickeln. Die Bedingungen: Sie hatten kein Geld zur Verfügung, durften keine Wände herausreißen oder die Räume verändern. „Alles musste innerhalb von 24 Stunden zurückzubauen sein“, sagt Patrik Riklin. Lange grübelten die Brüder über ein Konzept – und kamen auf die Idee, ein Hotel zu eröffnen, das nur die minimalsten Standards erfüllt.
Anfangs wollten die Zwillinge mit dem Null-Stern-Hotel ein Statement abgeben – gegen die modernen Hotels, gegen „immer noch mehr und immer besser“. Jetzt haben sie täglich Anfragen aus aller Welt, allein 60 aus Deutschland, aus Basel hat sich eine 15-köpfige Reisegruppe angekündigt. Viele Menschen wollen im Null-Stern-Hotel übernachten – dabei hat das noch nicht einmal eröffnet.
Eine Übernachtung kostet zwischen 6,50 und 20 Euro
Der Start des Null-Stern-Hotels ist für Anfang 2009 geplant. Die Kosten für eine Übernachtung liegen zwischen 6,50 und 20 Euro. „Wir wollen die Billigsten sein“, sagt Patrik Riklin. Und für wenig Geld bekommt der Gast im Hotel wenig geboten: 14 Betten, sonst nichts. Die Heizung funktioniert nur schlecht. Keine Bilder, keine Dekoration. An den Wänden ziehen sich Rohre entlang. Welcher Gast morgens warm duschen darf, entscheidet ein Zufallsrad. Genauso wie den Zeitpunkt, an dem das Licht gelöscht wird. „Das Zufallsrad bestimmt auch, welcher Gast in welchem Best schläft. Das kann dann auch ein schlechtes Bett sein – aber es ist auf jeden Fall ein Erlebnis“, sagt Patrik Riklin. Die Riklin-Brüder glauben an ihr Konzept und planen zwölf Filialen über die ganze Schweiz. „Schließlich stehen nirgend so viele Bunker wie hier“, sagt Patrik Riklin.
„Aber die Priorität hat die Kunst, nicht der Profit“, sagt Patrik Riklin. Mit dem Null-Stern-Hotel will er nicht bloß eine günstige und abenteuerliche Übernachtungsmöglichkeit, sondern ein „lebendiges Kunstwerk schaffen, das offen für alle Besucher ist“. Einen ersten Testbetrieb gab es schon. „Die Übernachtungsgäste waren begeistert“, sagt Patrik Riklin.
Christoph Landsgesell
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