Einchecken mit einem toten Passagier – Frau packt aus

Sie wollte mit ihrem 91-jährigen Mann einchecken, der längst tot war. Er saß im Rollstuhl, hatte eine Sonnenbrille auf. Jetzt äußern sich Ehefrau Gitta J. (66) und Stieftochter Anke A. (41).
von  Abendzeitung
„Wir wussten ja gar nicht, dass er tot ist“: die Stieftochter des toten Passagiers, Anke A. (rechts) und seine Ehefrau Gitta J
„Wir wussten ja gar nicht, dass er tot ist“: die Stieftochter des toten Passagiers, Anke A. (rechts) und seine Ehefrau Gitta J © Sat1

Sie wollte mit ihrem 91-jährigen Mann einchecken, der längst tot war. Er saß im Rollstuhl, hatte eine Sonnenbrille auf. Jetzt äußern sich Ehefrau Gitta J. (66) und Stieftochter Anke A. (41).

BERLIN/LIVERPOOL Er saß im Rollstuhl, hatte eine Sonnenbrille auf – und war tot: Auf dem Flughafen Liverpool sollen zwei deutsche Frauen versucht haben, die Leiche ihres 91-jährigen Ehemanns und Vaters als Passagier nach Berlin zu schmuggeln. Anfang April schlug der Skandal Wellen. Jetzt äußern sich Ehefrau Gitta J. (66) und Stieftochter Anke A. (41) bei „Kerner“ zu den Vorwürfen.

Aus Liverpool zugeschaltet behauptet Gitta J., sie hätte den Tod von Mann Willi nicht bemerkt. „Als er in das Taxi gestiegen ist, war er lebendig“, schildert sie die Minuten vor dem Abflug. „Ich habe gesagt, er schläft“, so die 66-Jährige. „Ich konnte mir nichts anderes vorstellen, was mit ihm sein sollte. Ich bin keine Mörderin.“

Schon Stunden vor dem Abflug soll der Mann jedoch tot gewesen sein. „Der Polizeiarzt hat gesagt, dass er 24 Stunden tot ist, und dass wir niemanden benachrichtigt hätten“, erzählt Anke A. „Aber wir wussten ja gar nicht, dass er tot ist.“ Der an Alzheimer erkrankte Willi J. sei „ganz normal“ gewesen, „so wie er sich halt immer verhalten hat“, beteuert sie. Auch Ehefrau Gitta J. behauptet bis heute: „Es war gelogen, dass mein Mann 24 Stunden tot ist.“

Die britische Polizei nahm die Frauen nach dem Vorfall vorübergehend fest. Vier Stunden lang wurden sie verhört. „Die haben uns zu einem Raum gebracht“, schildert Anke A. die Festnahme. „Da haben sie die Jalousien zugemacht. Wir durften nicht rausgucken. Da waren zwei, drei Leute, die auf uns aufgepasst haben – wie Verbrecher.“ Anschließend wurden die beiden zur Polizeistation gebracht.

Bei den Sicherheitskontrollen hatten Flughafenmitarbeiter Verdacht geschöpft und den Puls des leblosen, blassen Passagiers im Rollstuhl gefühlt. Schnell stand fest, dass der Mann tot war. Seither wurde gegen die beiden Frauen ermittelt. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten den Tod von Willi J. nicht frist- und ordnungsgemäß gemeldet, bestätigte die „Kerner“-Redaktion der AZ. Inzwischen wurden Mutter und Tochter jedoch gegen Kaution freigelassen, sie haben ihre deutschen Pässe wieder. Allerdings müssten sie mindestens bis zum ersten Juni in England bleiben, hieß es.

Offene Fragen bleiben. Warum etwa trug der 91-Jährige die auffällig dunkle Sonnenbrille? „Damit er nicht so helle Strahlen abkriegt. Weil er den Star hatte“, beteuert seine Frau. „Er konnte nicht mehr sehen, er konnte nicht mehr riechen (...). Er war richtig schwer krank.“

Sie weint. „Für mich ist es schwer, zu leben. Es war ein wunderbarer Mann und wenn jemand von mir schlecht spricht, das ist selber ein schlechter Mensch. Ich bin es nicht.“ Die Leute würden sie wie eine „Banditin“ behandeln, beschwert sie sich. „Das ist das allerletzte“. Anne Hund

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