Ein Gefühl namens Porsche

Wer fährt die Marke, die vor der Fusion mit VW steht? Ist ein Porsche eher Angeberauto oder Mythos? Die AZ auf (Brems)spurensuche.
von  Abendzeitung
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Illustration © AZ

Wer fährt die Marke, die vor der Fusion mit VW steht? Ist ein Porsche eher Angeberauto oder Mythos? Die AZ auf (Brems)spurensuche.

Wer bei Google nach Bildern zum Begriff Porschefahrer sucht, dem wird auf einen Klick die ganze Bandbreite der menschlichen Spezies visualisiert: Steve McQueen taucht auf, der Hollywood-Held, und Atze Schröder, der TV-Voll-Proll. Und beide passen igendwie zum Image des Autos.

Kein Wagen spaltet die Deutschen so sehr wie der Porsche, nicht seine technische Leistungsfähigkeit ist umstritten, sondern vielmehr die psychische und physische Verfassung seines Fahrers. Umfragen zufolge gilt er als attraktiv, sportlich und draufgängerisch, aber auch als besonders arrogant – 88 Prozent der Befragten halten ihn dafür.

Wettkämpfe an der Ampel

Die Debatte über die Fusion von VW und Porsche (AZ berichtete) dürfte zurzeit besonders die Bayern bewegen – in keinem anderen Bundesland, abgesehen von der Herstellerheimat Baden-Württemberg, fahren so viele Menschen dieses Auto. 27600 der deutschlandweit 134000 zugelassenen Exemplare sind im Freistaat unterwegs. Die höchste Dichte herrscht in Hamburg, auf nur 170 Kraftfahrzeuge kommt hier ein Porsche. In Bayern liegt die Quote bei 243 zu 1, in Mecklenburg-Vorpommern bei 6691 zu 1.

Zu viel Statistik, schließlich geht es bei Porsche mehr um Gefühl – sagt zumindest ein Sprecher des Unternehmens, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schließlich sei man diskret, plaudere sonst nicht über das „Kundenprofil“. Dabei klingen seine Formulierungen wie vom Vorstandschef Wendelin Wiedeking höchstpersönlich abgesegnet: Der Porsche ist eine „Ikone“, meint er, etwas „für Enthusiasten“ und Menschen, die „soziale Akzeptanz“ anstreben. „Wenn Sie mit einem 911er an der Ampel stehen, ernten sie keine missachtenden Blicke, sondern positive Reaktionen. Das mag auch daran liegen, dass der Porsche-Fahrer in der Regel keinen Kavalierstart macht.“

Der Münchner Geschäftsmann Hans-Jörg Grünbauer (siehe auch Umfrage) berichtet eher von Verhaltensauffälligkeiten anderer Verkehrsteilnehmer: „Im Porsche muss ich öfter in den Rückspiegel schauen“, sagt er. „Ich erlebe immer wieder, wie andere dicht auffahren oder die Spur wechseln, um an der Ampel neben mir stehen zu können. Wenn’s grün wird, wollen die schneller als wir vom Fleck kommen, sich einen kleinen Wettbewerb liefern und zeigen, dass sie auch mit einem Porsche mithalten.“

Mit seinen 68 Jahren liegt er gar nicht weit über dem Altersschnitt des deutschen Porschefahrers. 55 sei der, heißt es aus Befragungen, die Firma selbst will der AZ nur 46 Jahre bestätigen. Die meisten Kunden seien verheiratet, beruflich selbstständig und besäßen zwei weitere Autos.

90 Prozent sind Männer und lieben den 911er. Frauen bevorzugen den wuchtigen Cayenne, sind aber nach wie vor unterrepräsentiert. Im Unternehmen hofft man angeblich, dass sie nach der Vernunftehe mit VW endlich ihre Liebe für den Porsche entdecken.

loko

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