Ein Fünftel aller Krankschreibungen aus psychischen Gründen

Vor 20 Jahren noch stigmatisiert, machen psychische Erkrankungen inzwischen einen signifikanten Anteil aller Krankschreibungen aus. Einige Berufsgruppen sind besonders betroffen. Das hat Folgen.
dpa |
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Die Barmer hat die Daten ihrer Versicherten aus dem vergangenen Jahr analysiert.
Die Barmer hat die Daten ihrer Versicherten aus dem vergangenen Jahr analysiert. © picture alliance / Uwe Zucchi/dpa/Archivbild
München

Fast ein Fünftel aller Fehltage bayerischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht nach einer Auswertung der Krankenkasse Barmer auf psychische Erkrankungen zurück. Besonders hoch sei der Anteil psychischer Störungen in den Branchen Erziehung und Unterricht, Sozialwesen und Heime, erläuterte Barmer-Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler am Donnerstag in München. Für die Auswertung hatte die Barmer, eine der größten Krankenkassen Deutschlands, die Daten ihrer Versicherten aus dem vergangenen Jahr analysiert.

Generell werden Beschäftigte im Freistaat seltener und kürzer krankgeschrieben als im Bundesdurchschnitt. Während im vergangenen Jahr deutschlandweit jeder Arbeitnehmer durchschnittlich 18,2 Tage krankgeschrieben war, waren es in Bayern 16,6 Tage.

Dabei entfielen mehr als zwei Drittel aller Fehlzeiten auf nur vier Krankheitsarten: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems wie der klassische "Rücken" (22,7 Prozent), psychische Störungen (19 Prozent), Verletzungen (13,8 Prozent) und Atemwegserkrankungen (13 Prozent).

Der Kasse zufolge gibt es Branchen mit auffallend hohen Krankenständen. Dazu zählen Heime, Post- und Kurierdienste, der Garten- und Landschaftsbau, das Sozialwesen sowie die öffentliche Verwaltung. Schaut man innerhalb der Branchen einzelne Berufsgruppen an, liegen Krankenpflegerinnen, Lasterfahrer und Kassiererinnen vorne - gefolgt von verschiedenen Erziehungs- und Lehrberufen.

Gravierende Bereiche: Kinderbretreuung und Grundschullehrer

"Ganz gravierend sind die Bereiche Kinderbetreuung mit durchschnittlich 23,3 Arbeitsunfähigkeitstagen, dann mit 19,4 Arbeitsunfähigkeitstagen Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen, mit 17,8 Tagen dann Lehrerinnen und Lehrer der weiterführenden Schulen", schilderte Wöhler und betonte: "Fast ein Viertel der Fehltage von Lehrern und Erziehern basiert auf psychischen Erkrankungen."

"Das sind wirklich auch für mich erschreckende Zahlen", kommentierte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann. Für die Lehrkräfte besonders belastend sei die "andauernde sensorische Überstimmulation": "Das bedeutet, dass du vom kleinen Zeh bis zur Haarspitze als Lehrerin und Lehrer gefordert bist. Und das gilt besonders in der Grundschule."

Besonders der hohe Anteil psychisch begründeter Krankschreibungen besorge sie, sagte Fleischmann. "Das hat immense Auswirkungen, wenn wir psychisch nicht stabil sind. Jede Minute, in der du nicht stark bist, spüren die Kinder. Dann entgleitet dir das."

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