Dutzend Israelinnen von Guru versklavt

Versklavung, Vergewaltigung, Inzest - dieses Schicksal hat eine Gruppe israelischer Frauen und Mädchen offenbar jahrelang über sich ergehen lassen. Ihr Peiniger, Guru eines sektenartigen Harems, wurde jetzt von der Polizei festgenommen.
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Goel Razon, als er in Tel Aviv zum Gericht gebracht wird
dpa Goel Razon, als er in Tel Aviv zum Gericht gebracht wird

Versklavung, Vergewaltigung, Inzest - dieses Schicksal hat eine Gruppe israelischer Frauen und Mädchen offenbar jahrelang über sich ergehen lassen. Ihr Peiniger, Guru eines sektenartigen Harems, wurde jetzt von der Polizei festgenommen.

In Israel sind 17 Frauen und 37 Kinder aus drei engen, heruntergekommenen Wohnungen im Großraum von Tel Aviv befreit worden, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld mitteilte. Einige seiner Kinder soll der etwa 60 Jahre alte Goel Razon mit seinen eigenen Töchtern gezeugt haben. Versklavung, Vergewaltigung, Inzest - so lauten die Vorwürfe gegen ihn. Der Mann wurde festgenommen, nachdem drei der Frauen sich beim Sozialamt über ihn beschwert hatten. Die Behörde schaltete daraufhin die Polizei ein. Die Beamten schlugen bereits am Dienstag zu und stürmten die Wohnungen des selbst ernannten Heilers. Die Razzia wurde aber erst nach Ablauf einer Nachrichtensperre öffentlich bekannt. Der Guru - ein weißhaariger Lockenkopf mit buschigem, weißen Bart - soll das Geld der Frauen kontrolliert und sie misshandelt haben, wenn sie sich seiner Kontrolle widersetzten. Die Ermittlungen gegen Razon, dessen Vorname Goel im Hebräischen «Erretter» bedeutet, liefen schon länger, doch fehlte der Polizei bisher die juristische Handhabe gegen den Mann. Erst ein kürzlich verabschiedetes Gesetz gegen Menschenhandel sowie die Beschwerde der drei Frauen ermöglichte nunmehr den Zugriff.

Name und Gesicht des Gurus eintätowiert

Bereits im vergangenen Jahr hatte das israelische Fernsehen eine Dokumentation über Razon gezeigt. Damals war sogar von 32 Frauen und 89 Kindern in den Wohnungen des Gurus die Rede. Einige der Frauen hatten sich seinen Namen und sein Gesicht auf ihren Körper eintätowieren lassen, die Porträts zeigten ihn engelsgleich. Mehrere Söhne tragen Razons Vornamen Goel in der einen oder anderen Form. Der selbst ernannte Heiler erklärte in dem damaligen Fernsehbericht, die Frauen lebten aus freien Stücken bei ihm. Aufnahmen zeigten, wie sie ihm das Haar kämmten und ihn fütterten. Laut Polizei lebten in einer der drei erstürmten Wohnungen bis zu zehn Frauen und 16 Kinder in furchtbaren Zuständen. Alle Appartements seien dunkel und verdreckt.

Anwältin: Frauen hätten jederzeit gehen dürfen

Razon überwachte die Bewegungen der Frauen und Kinder von seiner eigenen Wohnung aus, wie Polizeisprecher Rosenfeld erklärte. Dort habe der Guru dann auch Sex mit den Frauen gehabt, von denen einige seine eigenen Töchter gewesen seien. «Die Frauen verstanden nicht wirklich, in welcher Situation sie sich befanden. Sie verstanden nicht, was Freiheit ist», sagte Rosenfeld. Die Frauen gingen demnach zur Arbeit und lieferten dem Guru ihren Lohn ab. Razon führte ein Buch mit genauen Verhaltensregeln. So war es den Frauen beispielsweise verboten, ohne Erlaubnis zu telefonieren. «Jedes Mal, wenn sie sich nicht an die Vorgaben hielten, mussten sie ihm eine Strafe zahlen», berichtete Rosenfeld. Razons Anwältin wies die Vorwürfe zurück. Die Frauen seien nicht gegen ihren Willen festgehalten worden und hätten jederzeit gehen können, wenn sie gewollt hätten. Der Sex sei stets in gegenseitigem Einvernehmen erfolgt. «Er mag zwar anders sein als andere Menschen, aber er ist kein Krimineller», betonte die Anwältin Schlomsion Gabai. (Amy Teibel, apn)

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