Dumme, Kranke, Kriminelle: Tims Trittbrettfahrer

Vorbild Tim Kretschmer: Der Amokmörder von Winnenden ist tot, doch seine grauenvolle Tat hält die Polizei weiterhin in höchster Alarmbereitschaft – überall in Deutschland.In NRW und München drohen Jugendliche Amokläufe an. Sie müssen mit schnellen und harten Strafen rechnen.
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Amokmörder Tim K. ist tot, doch seine grauenvolle Tat hält die Polizei weiterhin in höchster Alarmbereitschaft.
dpa Amokmörder Tim K. ist tot, doch seine grauenvolle Tat hält die Polizei weiterhin in höchster Alarmbereitschaft.

Vorbild Tim Kretschmer: Der Amokmörder von Winnenden ist tot, doch seine grauenvolle Tat hält die Polizei weiterhin in höchster Alarmbereitschaft – überall in Deutschland.In NRW und München drohen Jugendliche Amokläufe an. Sie müssen mit schnellen und harten Strafen rechnen.

Amokmörder Tim Kretschmer ist tot, doch seine grauenvolle Tat hält die Polizei weiterhin in höchster Alarmbereitschaft – überall in Deutschland. Seit dem Amoklauf von Winnenden am Mittwoch gehen bei den Einsatzzentralen immer neue Ankündigungen von angeblichen Amokläufen oder entsprechende Warnungen ein. Das unfassbare Morden an der Albertville- Realschule ruft Trittbrettfahrer auf den Plan.

Der krasseste Fall ereignete sich am Freitag im nordrheinwestfälischen Ennepetal. Ermittler nahmen einen 17-jährigen Gymnasiasten fest, der eine Amoktat für den 20. April angekündigt hatte – dem Jahrestag des Schulmassakers in Littleton und Hitlers Geburtstag. Bei der Durchsuchung seines Kinderzimmers fanden die Beamten Chemikalien, Bauanleitungen für Sprengsätze, ein Luftgewehr und diverse Waffen- Imitate. Damit hätte er ein Blutbad anrichten können. Der Jugendliche wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Er sagt, er habe sich nur einen „dummen Spaß“ erlaubt.

Der Fall München

Auch in München rückte die Polizei am Freitag zu einem Schulzentrum aus. In einer Jugendeinrichtung in Pasing war ein Brief gefunden worden, in dem der Schreiber ankündigte, an seiner früheren Schule zu „grillen“. Dasselbe Wort war auch in einem Chat imInternet aufgetaucht, das zunächst Tim Kretschmer zugeordnet wurde, aber möglicherweise eine Fälschung war.

Kurz nachdem der Brief in München gefunden wurde, meldete sich ein Schüler aus dem Schulzentrum an der Peslmüllerstraße in Pasing. Er sagte, er hätte jemanden mit einer schwarzen Mütze ums Gebäude gehen sehen, der etwas Silbernes in der Hand gehalten hätte. Auch hätte er eine Patrone gefunden. Die Polizei rückte mit Spezialeinsatzkräften an, sperrte das Gebäude ab, durchsuchte die Räume. Eine konkrete Gefahr bestand nicht. Die Polizei ermittelte einen etwa 15-jährigen Bub, ein „klassischer Trittbrettfahrer“, so ein Polizeisprecher. „Er wurde festgenommen und wird nun die volle Härte des Strafgesetzbuches zu spüren bekommen.“

Welche Strafen drohen den Trittbrettfahrern?

Die Justiz bestraft Amok-Droher nach dem Drama Winnenden offenbar schneller und härter. Einen Tag nach dem Blutbad in Winnenden hat ein Amtsgericht in Sachsen-Anhalt einen 22-Jährigen zu fünf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Mann hatte Donnerstag per Notruf einen Amoklauf an seiner Berufsschule angedroht. Er wurde geschnappt, sieben Stunden später verurteilt. In München gab es 2006 einen ähnlichen Fall: Ein 23-jähriger Fachinformatiker hatte per Email Amokalarm an 38 Münchner Realschulen ausgelöst. Er kam zwei Monate in U-Haft und wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung und 5000 Euro Strafe verurteilt.

Warum kann die Polizei die Drohungen nicht verhindern?

Weil es laut Kriminalpsychologen viel zu wenige Festnahmen und zu geringe strafrechtliche Konsequenzen gibt. „Wichtig sind in dieser Phase Ermittlungserfolg der Polizei, denn durch diese werden solche Menschen von weiteren Drohanrufen abgeschreckt“, sagt Adolf Gallwitz von der Polizei-Hochschule Villingen- Schwenningen.

Was weiß man über Trittbrettfahrer?

Zum einen gibt es die schlichtweg Dummen, die einen solchen Amoklauf ausnutzen und Angst verbreiten wollen“, sagt Gallwitz. Eine zweite Gruppe seien psychisch kranke Menschen, die Aufmerksamkeit erregen wollten. Die dritte Gruppe umfasse die potenziellen Nachahmungstäter eines Amoklaufs. „Diese Menschen verspüren tief ein ihrem Inneren eine grenzenloseWut und Verzweiflung.“ (az)

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