Dramatischer Auftakt beim Jenisa-Prozess

Er ist bereits als Mörder eines kleinen Jungen verurteilt und steht nun wegen des gewaltsamen Todes eines weiteren Kindes vor Gericht. Acht Jahre nach dem Verschwinden der kleinen Jenisa in Hannover beginnt heute der Mordprozess gegen einen 44-Jährigen. Zum Prozessauftakt hat die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens beantragt.
Hannover - Der Mann war von Anfang an der Hauptverdächtige. Er soll die Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin in sein Auto gelockt haben und mit ihr in einen Wald bei Wunstorf gefahren sein. Dort soll er sie sexuell missbraucht und getötet haben. Jenisas Leiche wurde erst im Herbst 2014 entdeckt.
Aus Mangel an Beweisen kam der Mann seinerzeit frei. Erst nachdem er im vergangenen Jahr für den Mord an dem fünfjährigen Dano im westfälischen Herford verurteilt wurde, rückte er wieder in den Fokus der Ermittler.
Hinweise auf Fundort von Mitgefangenen
Mitgefangenen soll er gesagt haben, dass er sich an der damals Achtjährigen vergangen und sie anschließend getötet habe. Die Häftlinge gaben den Hinweis auf einen Wald bei Hannover, und tatsächlich entdeckten Fahnder dort Jenisas Leiche. Dem Mann wird außerdem sexueller Missbrauch und Vergewaltigung angelastet. Zu den Vorwürfen schweigt er bislang.
Das Strafmaß liegt bei einem zweiten Mord in der Summe zwar weiter bei einer lebenslangen Haft. In dem Prozess in Hannover kann aber die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden, was eine Haftentlassung nach 15 Jahren ausschließt. Über die Fortdauer der Haft oder eine Entlassung wird dann erst einige Jahre später entschieden.
Jenisa verschwand am 7. September 2007. Sie war auf dem Weg zu einer Tante, die aber nicht zu Hause war. Im Fahrstuhl des Hochhauses sah eine Frau das Mädchen noch, dann verlor sich die Spur. An einer Autobahn bei Wunstorf gefundene Kleidung deutete auf ein Verbrechen hin. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft lockte der heute 44-Jährige das Kind unter dem Vorwand, es nach Hause zu fahren, in sein Auto, um es zu missbrauchen.
Bereits 2007 unter Verdacht - aber mangels Beweisen freigekommen
Der Mann war bereits 2007 ins Visier der Fahnder geraten und hatte sich bei seiner Befragung in Widersprüche verstrickt. Schließlich kam er aber nach wochenlanger Untersuchungshaft aus Mangel an Beweisen frei. Er war zwar in der Nähe der abgelegten Kleidung gewesen, Zeugen hatten Jenisa in einem Wagen gesehen, der seinem Auto glich - doch nachgewiesen werden konnte ihm das Verbrechen damals nicht.
Nun steht dem Mann ein Indizienprozess bevor. Das Gericht muss prüfen, inwieweit es den Angaben der Mitgefangenen Glauben schenkt. Möglicherweise wird sich der Angeklagte im Gerichtssaal doch noch zu den Vorwürfen äußern.
Prozessauftakt: Verteidigung will Einstellung des Verfahrens
Zum Prozessauftakt hat die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens beantragt. Weil frühere Mordermittlungen gegen den 44 Jahre alten Angeklagten erfolglos eingestellt worden seien, könne die Justiz nicht erneut gegen den Mann vorgehen, erklärte die Verteidigerin vor dem Landgericht. Das Schwurgericht zog sich unmittelbar nach Verlesung der Anklage zurück, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Die Richter wiesen einen Antrag der Verteidigung zurück, das Verfahren einzustellen. Nachdem die Verteidigung am Dienstag gleich zu Beginn die Einstellung des Verfahrens beantragt hatte, brach die Mutter des 2007 verschwundenen und getöteten Mädchens im Gerichtssaal zusammen. Sie wurde von Sanitätern versorgt und kam in eine Klinik.