Doping mit Sex-Hormonen?

Dass die Stars der Musik-Szene gerne mal zu Hasch, Koks und Heroin greifen, hat Tradition. Nun scheint auch der Konsum von Steroiden im Trend zu liegen. Die Superstars 50Cent, Mary J. Blige und Wyclef Jean stehen unter Doping-Verdacht.
MÜNCHEN/ALBANY Dass Pop-Stars gelegentlich kiffen, koksen oder gar Heroin spritzen, ist nichts Neues. Für Doping mit anabolen Steroiden (Sexualhormonen) aber waren bisher eher Sportler bekannt. Doch jetzt berichtet die US-Zeitung The Times Union of Albany , im Zuge einer groß angelegten Ermittlung seien Sänger und Entertainer ins Fadenkreuz der Doping-Fahnder geraten, darunter R&B-Star Mary J. Blige (37), die Rapper 50Cent (32), Timbaland (35) und Wyclef Jean (35) sowie der preisgekrönte Autor und Produzent Tyler Perry (38).
Seit Mitte 2007 ist der Bezirksanwalt von Albany, David Soares, einem Netzwerk von Ärzten, Apothekern und Pharmafirmen auf der Spur, die Athleten mit im Sport verbotenen Substanzen zur Leistungssteigerung versorgten. Einige Angeklagte bekannten sich bereits schuldig, von den Medien wurden mehrere Sportler mit den Ermittlungen in Verbindung gebracht. Nun ist eine Liste mit den Namen tausender Personen aufgetaucht, die sich von den Betroffenen beliefern ließen.
Gefährlich aber legal
Mary J. Blige soll demnach mehrere Bestellungen des Steroids Oxandrolone sowie des Wachstumshormons Jentropine erhalten haben. Angeblich hoffte sie, die Mittel würden den Alterungsprozess verlangsamen. Auch 50Cent, Timbaland, Wyclef Jean und Tyler Perry sollen laut dem Bericht eifrige Abnehmer dieser Substanzen gewesen sein.
Das würde mich nicht wundern , sagt Dr. Helmut Pabst, Geschäftsführer der von der Nationalen Anti-Doping-Agentur mit Kontrollen beauftragten Münchner Firma PWC. Laut einer Studie griffen bereits sechs Prozent der 14- bis 18-Jährigen an amerikanischen Highschools zu Anabolika ein Drittel, um Muskeln aufzubauen, ein Drittel, um sich männlicher zu fühlen, ein Drittel wegen des ,Kick-Effekts , erklärt der Experte. Wachstumshormone seien vor allem bei amerikanischen Vertretern der Anti-Aging-Bewegung begehrt. Da liegt es doch nahe, dass sich das auch Pop-Stars antun, um länger präsent zu sein , sagt Helmut Pabst.
Doch sämtliche genannte Mittel haben es in sich: Sie verändern bei langfristiger Anwendung den Leberstoffwechsel und steigern das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Mary J. Bliges Sprecherin hat mittlerweile dementiert. Die Sängerin habe niemals irgendwelche leistungssteigernden verbotenen Steroide genommen , sagte sie. Tatsächlich sind Besitz und Konsum der Substanzen außerhalb des Sports sowohl in Amerika als auch in Deutschland legal leider , wie Doping-Jäger Pabst sagt. Natalie Kettinger