Dönerbude wirbt mit Merkel am Spieß
«Braucht Merkel das?», fragen sich Passanten in Odessa: In der ukrainischen Stadt wirbt eine Dönerbude mit einem Foto der Kanzlerin an einem Fleischspieß. Dem Betreiber droht nun Ärger.
Macht die deutsche Bundeskanzlerin Werbung für Döner? Diese Frage stellen sich die Einwohner der ukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa. An einem Restaurant auf dem Bahnhofsvorplatz prangt das Foto von Bundeskanzlerin Angela Merkel an einem Döner-Spieß als Werbung für türkische Speisen, wie die russische Zeitung «Komsomolskaja Prawda» («KP») berichtete.
«Braucht Merkel das?», «Wurde Sie vielleicht gut bezahlt dafür?», rätselten demnach Passanten. Die deutsche Botschaft in der Ukraine betonte dem Blatt zufolge jedenfalls, dass «die Frau Kanzlerin da sicher nicht ihr Einverständnis» gegeben habe. Die Auflösung des Rätsels: Das Foto entstand im Juni bei einem Sommerfest der Union in Berlin am Stand eines Döner-Produzenten aus der Hauptstadt. «Da sind wir seit drei Jahren eingeladen und dürfen unsere Produkte den Gästen anbieten», sagte ein führender Mitarbeiter des Drehspieß-Herstellers der Nachrichtenagentur dpa. «Frau Merkel hat den Döner angeschnitten und erstmal ein kleines Stück gegessen. Später kam sie dann noch mal. Anscheinend hat es ihr geschmeckt.»
Werbeagentur beschwichtigt
Das Foto ziert den Internet-Auftritt der Firma - und nun eben auch eine Dönerbude an der ukrainischen Schwarzmeerküste. Über den Werbe-Trick des Restaurants in Odessa sei man nicht informiert, sagte der Mitarbeiter des Berliner Döner-Anbieters. Doch dem Restaurantbetreiber in der Ukraine droht nun Ärger. Der Manager behauptet zwar, offiziell habe sich niemand bei ihnen beschwert. Er verweist zudem auf eine Werbeagentur, von der die Idee stamme, und erklärt, die Werbung ziehe: «Wir haben tatsächlich mehr Gäste. Alle wollen wissen, ob Merkel wirklich bei uns war.» Die von der «KP» befragte Werbefirma wies Missbrauchs-Vorwürfe zurück. Es stehe ja nicht da geschrieben, dass Merkel auf dem Foto sei. Es könne sich auch um eine Frau handeln, die nur so aussehe wie Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es gehe vielmehr um ein Symbol für eine «gesunde Ernährung», um eine «seriöse Frau, die nur das Beste wählt». Der Anwalt Nikolai Sjumin aus Odessa betonte, dass auch die ukrainischen Gesetze die Verwendung solcher Fotos ohne Einwilligung der betroffenen Person verbieten. Allerdings müsse wohl ein Gericht erst feststellen, ob es sich in diesem Fall tatsächlich um Werbung handele oder nur um die unrechtmäßige Verwendung eines Fotos, sagte Sjumin. Auch ukrainische Medien hatten in den vergangenen Tagen über «Merkel am Döner-Spieß» berichtet. (nz/dpa)
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